198 The exciting Sound of Pop Außermusikalische Besetztheiten finden bei dafür geeigneten innermusikalischen Strukturen statt. Gegenhaltung wie Hedonismus sind die verbalen Bezeichnungen für ein Konglomerat von Gefühlen und nicht konkrete inhaltliche Programme – sie gehen mit dem erregenden Klang einher. Musik kann erregen und damit direkt kommunizieren. Die Deutung dieser vor-erst unspezifischen Erregung geschieht im Falle von Pop-Musik am Paradigma des Experiments von SCHACHTER und SINGER (1962) aufgrund außermusikalischer Zuweisung, die dann wahrscheinlich ist, wenn arousal und Erregungsqualität des Inhalts der Gefühle konform gehen; die Zuwendung wird vom persönlich präferier-ten Erregungsniveau abhängen. Pop ist klanglicher Ausdruck der Erregung und kommuniziert in dieser Allgemeingültigkeit. Damit gliedern sich individuelle Stimu-lusempfindung wie individueller Ausdruck in kulturelles, zuerst soziales Verhalten ein. Die Bewusstwerdung der Bedeutung einer Erregung wie die Bedeutungserlan-gung aufgrund von Vorerfahrungen sind dann kognitive Prozesse, die verstärkend auf die Erregung (und das in sie basal eingeschriebene Qualitätsspektrum) wirken. 2.3.2.4 Musik und Emotion als soziales Phänomen Die psychologische Diskussion, was Emotion ist, ist hier nur bedingt von Interesse – ihre funktionalen Aspekte sind es, die Emotion zugleich in pop-musikalische und wie soziale Belange einbinden. Die Akzeptanz von Erregung als Prädisposition von Gefühlsbedeutungen ist von Bedeutung, weiters wie Erregung mit pop-musikalischer Generierung und Rezeption einhergehen. Dabei ist dieses physiologisch psychologi-sche Phänomen als eingebettet in soziale, ökonomische Vorgänge zu betrachten, die letztlich ein soziales politisches Klima ausmachen. Interne und externe Faktoren stehen sich dabei nicht gegenüber, sie sind wechselseitig aufeinander bezogen. Natur und Kultur sind keine unüberwindbaren Gegensätze, sie sind konstruierte (BIRKE 1992; FEATHERSTONE et al. 1991; HARAWAY 1985). Diese Gegensätze sind »to be replaced with a focus on how organismic features, cultural and material-cultural systems are reflexively linked« (DeNORA 2001, S. 161). Was uns in den zeitgemäßen empirischen Wissenschaften und den Medienkünsten als gemeinsames Problem der Wirklichkeitsbetrachtung durch Wahrnehmung entgegen tritt, gilt ebenfalls für das Verständnis von Emotion, wenn dieses den künstlich isolierten Raum des Individuums verlässt und in einen sozialen und damit kulturellen Kontext gestellt wird. Wahrnehmung wie Emotion sind dabei als prozessuale Größen zu verstehen. Konstruieren Mechanismen der Wahrnehmung die Wahrnehmung und werden zu-gleich die Mechanismen der Wahrnehmung durch die Wahrnehmung konstruiert, so sind Emotionen gleichsam eingebunden in den Prozess der Wahrnehmung als deren motivationale Teile sie Konstituierende einer Situation sind, wie sie sich zugleich situativ bedingt in ihrem Erleben differenzieren; zudem sind sie Motoren der Handlung ebenso wie deren Produkte. Emotionen sind damit Komponenten einer Interaktion des Individuums mit der Umwelt, der Interaktion mit anderen Individuen, des Handelns der Übersumme der Individuen und einer daraus hervorgehenden, steten emotionalen Neubildung des Individuums. Soziologische Untersuchungen sozialer und politischer Bewegungen zeigen klar den affektiven Charakter der Identifikation mit Bewegungen (MELUCCI 1996a, 1996b.), die Soziologie des Körpers (FEATHERSTONE et al. 1991; TURNER