206 The exciting Sound of Pop Die Konzepte von BENJAMIN (1968), BLACKING (1977) und VESTER (1991) ähneln sich darin, dass Kollektives an die Allgemeingültigkeit körperlicher Vorgänge sowie an Hedonistisches gebunden wird. Vorstellungen über die Kollektivierung von emotionaler Bewegtheit zu emo-tionalen Konzepten binden Gemeinsames an die Allgemeingültigkeit körperlicher Erregung, ihren direkten stimmlichen Ausdruck sowie ihre Extension über die In-strumentarisierung. Letztendlich kommt es zum Regelkreis von E-Motion – Motion – Sound – Motion – E-Motion, zur allgemein hedonischen Erregungsqualität der Körperlichkeit von Sound. Artifizielles Musizieren hingegen setzt über die afferent-efferente Koppelung (meist visuell vermittelter) Zeichen über motorische Handlung mittels eines mechanischen Instruments in Klänge – dies setzt einen spezifischen Lernprozess voraus, der nicht allgemein zugänglich und damit individualisierend, sozial segmentierend wirkt. Die grundlegende Ausdrucksqualität Erregung und ihr kommunikativer wie kollek-tivierender Wert ist in der Rezeption belegbar. Die Rolle von Erregung als Teil des Ausdrucksverhaltens, seine Instrumentarisierung im Bereich des Pop wird später als Rückwendung zum originären Musizieren als typisch für pop-musikalisches Musizie-ren dargestellt werden. Erregung aus der Potentialität der materiellen Eigenschaften von Sound und seiner Strukturierung als zentrale, weil basale ästhetische Größe soll die Brücke zwischen Rezeption und Generierung bilden. 2.3.3 Pop und (experimentelle) Ästhetik: Die erregende Struktur 2.3.3.1 Musik und Emotion im Bereich der ästhetischen Rezeptionsforschung Die Emotionsforschung im Umfeld der Ästhetik ist sowohl in ihrer psychologischen, soziologischen wie anthropologischen Orientierung prinzipiell von einem Verständnis der Sprache bestimmt, der Sprache der Gefühle. Selbstverständlich werden Unter-schiede in der Eindeutigkeit angenommen, doch steht prinzipiell die Vorstellung von der Vermittlung durch Medien im Mittelpunkt. Damit ist die Frage nach der Emotion meist auch gekoppelt an die Frage nach ihrer Bedeutung und weiterhin mit einer inhaltlichen Ästhetik, die oftmals als normativ im Lauf ihrer Geschichte erscheint. In Abgrenzung davon wird die Möglichkeit exploriert, Emotion als eine Zuständ-lichkeit zu betrachten, die vorrangig als aktivierend oder beruhigend, weiters als angenehm versus unangenehm erlebt wird. Jene Gefühle, die wir in Worte fassen, werden als Zuordnungen von Zuständlichkeiten zu bestimmten Inhalten und Situa-tionen angesehen, wobei diese Zuordnung eine psychologische, soziologische und historisch überformende und damit weiterhin eine kulturelle Dimension besitzt. Wird diese Zuständlichkeit einseitig als physiologisch interpretiert, verliert sie ih-re Validität als Indikator von Emotion durch die Tatsache, dass unterschiedliche Inhalte, Situationen und deren emotionale Besetztheit mit ein und derselben phy-siologischen Zuständlichkeit einher gehen können. Die Dominanz der kritischen Diskussion betreffend die Ähnlichkeit physiologischer Zuständlichkeit bei unter-schiedlichen situativen Gefühlen verleitet aber gerade dazu, diese Ähnlichkeit der erlebten Zuständlichkeit bei unterschiedlichen Inhalten als das Bedeutende zu sehen