210 The exciting Sound of Pop über die aktivierende Wirkung von syntaktischen Elementen von Informationen (BERLYNE 1970, 1971, 1974; WERBIK, 1971; CROZIER 1974; JAUK 1980), bringen Experimente zum acoustic driving effect (HARRER 1973, 1975; HARRER & HARRER 1985) experimentelle Belege für die Activity-Wirkung der zeitbasierten strukturellen Parameter. Dass Intensität grundlegend aktivierend wirkt (WUNDT 1874), geht dabei sowohl in die Theorie der experimentellen Ästhetik als auch in jene zu den driving effects ein. Fasst man Intensität im Zusammenhang mit Musik über die Lautstärke hinaus auf, so ergeben sich Erklärungen für eine Ästhetik der high intensities, in der das Vermitteln zum Stimulieren mutiert – gerade für Pop hat dieses Verständnis Erklärungswert, gerade für Pop kann der Begriff Aktivierung durch den Begriff Erregung ersetzt werden. Verführt die methodische Indizierung von Gefühlen über die Erregung gleichsam Erregung als die Intensitätskomponente, manchmal sogar als das störende Artefakt wahrer Gefühle zu betrachten, stellt die experimentelle Ästhetik Erregung in das Zentrum ihrer Theorie. Die pop-musikalische Praxis belegt diese Wandlung im ästhetischen Verständnis. 2.3.3.2 Erregung als ästhetische Größe Vor jeglicher Zeichenhaftigkeit von Stimuli, die im kommunikativen Prozess das Verständnis der Zeichen voraussetzt, wirken die syntaktischen Eigenschaften der Stimuli. Was für Pop wesenhaft zu sein scheint, gilt grundlegend für die Wahr-nehmung jeglicher Stimuli: die lustvolle Empfindung von deren Erregungswert ist motivationale Größe der Zuwendung. Erregung kann dabei eine Folge der Eigenschaft der Stimuli selbst, jedoch auch eine Folge der kognitiven Verarbeitung der Stimuli sein auf der Basis der Vorerfahrungen mit solchen Stimuli. Damit gehen kulturelle Bedingungen in den Wahrnehmungs-prozess und das dadurch motivierte Zuwendungsverhalten ein. Die experimentelle Ästhetik postuliert ästhetisches Verhalten als grundsätzlich durch den Erregungswert von Stimuli bestimmt – ästhetisches Verhalten ist damit ein Zuwendungsverhalten wie zu jedem anderen Gegenstand der Wahrnehmung auch. Diese naturwissenschaftliche Haltung ist zugleich die Entromantisierung der Ästhetik und führt sie in ihr angestammtes Gebiet der Wahrnehmungsforschung zurück. Ästhetik von unten beruft sich auf die Bedeutung von aisthesis, als (sensorische) Wahrnehmung (WELSCH 1993). Erregung ist der zentrale Punkt dieser ästhetischen Haltung, Erregung ist das Wesen von Pop in Generierung und Rezeption. Dass letztlich ästhetisches Verhalten auf Erregung beruht, passt in die Spannungs- Lösungs-Theorie der Musik (SCHENKER 1935). Abendländische Tonalität ist aber nicht im Spannungswert der Abfolge bestimmter Tonstufen motiviert, sondern im Spiel mit deren Erwartung und damit eine Folge kulturellen Lernens. Es entspricht aber nicht der Forderung des verstehenden Nachvollziehens von musikalischen Struk-turen und damit dem auf Wissen um kontextbedingte Bedeutung von Strukturen assoziierten Verständnis von Musik als Zeichensystem – darin unterscheiden sich beide Annahmen über Musik als Sprache. Aktivierungstheorien gehen eine Gegenhal-tung zu jenen sprachorientierten ästhetischen Postulaten ein, die dann ihr adäquates Hören auch abseits des von strukturellen Elementen spannungsinduzierten Hörens