2.3 Pop als Stimulans 213 sierung, der hedonische Körper wird Generierungsinstrument wie Rezeptionsraum, digital arts sind hedonisch gestaltete Codes, Interfaces in virtuelle Welten spielen mit der Ausdrucksform und mit der motivationalen Kraft des hedonischen Körpers. Die new experimental aesthetics von BERLYNE (1974) führt Aktivierung und ihr subjektives Empfinden als hedonisch mit dem ästhetischen Verhalten zusammen und vermittelt gleichsam zwischen jenen Indikatoren der Gefühle messenden Forschungen und der Messungen inhaltlicher Bedeutungen von Gefühlen, wobei sie sich auf das Angenehmheitserlebnis der Aktivierung beschränkt und dieses als dem ästhetischen Verhalten zugrundeliegend experimentell nachweist. Dass sie Stimuluseigenschaften als unmittelbar aktivierend anerkennt und ästhetisches Verhalten als allgemein aktivierendes erklärt, hat sie der Kritik kognitiver Theorien ausgesetzt, hat sie (damit) zugleich der Kritik der sprachorientierten Musik, die von bedeutungsvollen Zeichen ausgeht, entgegen gestellt. Dass Reizeigenschaften und Intensität per se aktivierend wirken, gerade dieses alte Verständnis einer Ästhetik von unten (FECHNER 1876) erweist sich heute in der Pop-Musik-Forschung als brauchbar. Es ist insofern brauchbar, als es die Wirkung des primären Parameters des Pop – Klang – erklärt, bevor dieser zeichenhaft und damit bedeutungsmäßig überformt ist (WICKE 2002). In der Methodik der Ästhetik von unten ist ästhetisches Erleben als ein allge-meines und nicht besonderes zu betrachten, es ist eingegliedert in menschliche Informationsverarbeitung. Ästhetisches Erleben ist allgemein Lust empfinden, wie es auch das Erleben (das Zuwendungsverhalten) zu solchen als ästhetisch bewerteten Gegenständen bestimmt. Mit der methodischen Entkoppelung vom Besonderen, mit der Herleitung ästhetischen Empfindens aus dem hedonischen steht die ex-perimentelle Ästhetik Pop als hedonisch geregeltes Alltagsphänomen nahe – die praktizierte Ästhetik hoher Intensitäten mindert die Bedeutung kognitiver Aspekte und emotionaler Reagibilität (HARRER & HARRER 1985) und rückt wiederum Stimuluseigenschaften per se in den Vordergrund wissenschaftlicher Betrachtung. Hedonismus als motivationale Größe zur Strukturierung einer durch Willkür-lichkeit gekennzeichneten digitalen Welt und zur Orientierung in dieser gibt der experimental aesthetics und dem Körper, als hedonisches Regulativ und nicht als mechanisches Tool eine neue Bewertung seiner Bedeutung in der digital culture – nach den Bezügen des hedonischen Körpers zur sounddominierten Pop-Musik und der sie einbettenden, durch den Erlebniswert getragenen Alltagsästhetik (vgl. SCHULZE 2000) wird diese Hypothese zu einer der Grundthesen für Musik als modellbildendes Medium einer Theorie der Neuen Künste, für die Wahrnehmung virtueller Welten. 2.3.3.3 Erregung als physiologische Größe Der zweite Forschungsansatz beobachtet Indikatoren, also beobachtbare Größen, die in einem theoretischen und/oder empirischen Bezug zu Gefühlen stehen; es sind dies physiologische Korrelate von Gefühlen, die an körperlichen Erscheinungen messbar sind. Allgemein wird damit Erregung als körperliches Korrelat von Gefühlen gemessen, als deren Indikator. Ein Bewusstsein für Erregung als Erlebnisqualität per se und Erregung als Größe der Rezeption wie Generierung liegt diesen Ansätzen nicht zugrunde. Dabei wird heute nicht mehr die Frage von Ursache und Wirkung