218 The exciting Sound of Pop Die zusätzliche Anreicherung von harmonischen Obertönen hat zur Konstruktion entsprechender Psycho-Prozessoren geführt, die den Ton »excited« und damit aktivierend machen. Die harmonische Verzerrung eines Overdrive-Tons entspricht erregender Qualität, die Fuzz-Box nähert sich mit der Erhöhung unharmonischer Spektren zusätzlich der Erregung von Potency. Dass die Evaluation solcher Klänge gering ist, also mit zunehmendem Grad an excitedness abnimmt, braucht nicht zu verwundern. Das Gefallen an der Klangwelt von jener Rock-Musik, von der hier die Rede ist, ist sicherlich kognitiv interpretierbar: Nicht der Klang erzeugt eine unmittelbare zustimmende Wirkung, sondern seine (Neu-) Bewertung auf der Grundlage des Kontextes, Teil einer Gegenhaltung zu sein. Kontextbefreite Klänge, wie sie in der angeführten Untersuchung verwendet wurden, würden nicht positiv evaluativ wirken. Allgemein stützen neben experimentellen Befunden die Anwendung der Sprach-melodie als Diagnostikum sowie der erfolgreiche Einsatz des akustischen Designs zur Imageerzeugung bei Werbespots bis hin zum Klang des sportlichen Autos, des kraftvollen Staubsaugers die auch heute noch rudimentär wirksame, unmittelbare Koppelung zwischen Erregung und Klang und der emotionalen Empfindung eines vorsprachlichen Kommunikationssystems. Die Bewertung hoher und nah erscheinen-der, schriller und lauter Klänge als aktivierend und Flucht-Verhalten motivierend, sowie die Wahrnehmung tiefer dumpfer Klänge als weit entfernt und nicht aktivie-rend belegen den Signalcharakter eines vorsprachlichen Kommunikationssystems (KNEPLERS 1977), der auch nach unzähligen Generationen instrumentarisierter Körper-Umwelt-Interaktionserfahrungen noch wirksam zu sein scheint – und dies auch in Musik. Gerade originäre Formen des (gemeinsamen) Musizierens rekurrie-ren darauf begründet in der Allgemeinheit des kommunikationsfähigen, emotional besetzten Signalcharakters von Klängen. 2.3.3.5 Erregung und acoustic driving effects Experimentell gewonnene Hinweise zeigen, dass zeitliche Erscheinungen wie Tempo und seine (allmähliche) Änderung zu annähernd synchroner Erregung führen. Acou-stic driving (HARRER 1973, HARRER & HARRER 1985) ist jener basale Effekt, dessen musikalische Nutzung vom Aufforderungscharakter über das Mitbewegen beim Tanz bis zum Marsch reicht; schließlich werden Tempo-Angaben mit Bewegungsarten bezeichnet. Mit der körperlichen (physiologischen) Erscheinung wie Atem- oder Puls- Modulation können emotionale Empfindungen auftreten. Vorrangig entsprechende Tempo- und Rhythmus-Modulationen führen zu stimulierender bzw. sedierender Wirkung. Trotz uneinheitlicher Befundlage, ob der Schwierigkeit der Vergleiche zwischen den experimentellen Anordnungen und dem methodischen Problem der Isolation der Bedingungsgrößen, zeigt sich physiologische Erregung als durch Reiz-eigenschaften unmittelbar hervorgerufen. Trotz modifizierender Eigenschaften ist Erregung als Korrelat der Musikrezeption und Musikgenerierung anzusehen. Die musikbezogenen Untersuchungen zeigen sehr klar und deutlich, dass es vor allem das Tempo sowie die rhythmischen und klanglichen Elemente, allgemein die dynamischen Elemente von Musik sind, die auf die Erregungskomponente wirken und zwar unmittelbar und in ähnlicher Weise