220 The exciting Sound of Pop Experimente zur unmittelbaren Aktivierung von strukturellen Elementen zeigen die methodischen Probleme, die sich uneingeschränkt auf die Isolation syntaktischer Elemente als Reize in Untersuchungen zur experimentellen Ästhetik generalisieren lassen. Steigerung der Aktivität – induziert als Atem- und Pulsfrequenz – während des Anhörens von Musik kann meist nur auf die allgemeine dynamische Struktur des Stückes zurück geführt werden; welche Teilkomponente dies bewirkt, ist nicht beobachtbar (HARRER 1973). Die Variation der komponierten Dynamik gelingt annäherungsweise im Vergleich unterschiedlich dynamischer Musik (ELLIS & BRIGHOUSE 1954), der musikalische Kontext ist dabei nicht konstant. Seine Ausschaltung durch die Darbietung von schneller werdenden Klicks zeigt klar die annähernd synchrone Aktivierung allein durch Tempo – die Generalisierung dieser Ergebnisse auf den musikalischen Fall ist allerdings nur unter Beachtung des zuvor geschilderten physikalisch/musikalischen Konglomerats Dynamik möglich. Ältere Befunde sprechen allgemein dafür, dass rhythmische, dynamische und klangliche Elemente unmittelbar physiologische Erregung und kortikale Aktivierung hervor rufen, also das Erlebnis von Erregung. In der Interpretation einer nicht streng experimentellen Arbeit von WELD (1912) führt WERBIK (1971) die physio-logischen Befunde mit den introspektiv erhobenen zusammen und relativiert den Zusammenhang zwischen Puls und Tempo oder gar Rhythmus. Ältere neurophysio-logisch unhaltbare Theorien über Rhythmus (RIEMANN 1900; McDOUGALL 1902; JACQUES-DALCROZE 1921) machen »für das rhythmische Erleben die Überein-stimmung des objektiven Rhythmus mit regelmäßigen physiologischen Prozessen verantwortlich.« Empirische Befunde lassen eine vorsichtigere Position einnehmen. »Die Herzschlagfrequenz ist während der Musikdarbietung erhöht. Es besteht aber keine Korrelation zwischen dem Grad der Akzelleration des Herzschlages und dem Tempo der Musik. Die Akzelleration ist jedoch bei solchen Kompositionen stärker, die introspektiv mit ›erregend‹ charakterisiert wird« fasst WERBIK (1971, S. 32) eine frühe Untersuchung von WELD (1912) zum Zusammenhang zwischen physiolo-gischen und musikalischen Parametern hinsichtlich ihrer psychischen Empfindung zusammen. Abweichung in die eine wie die andere Richtung erzeugt Spannung, die zu Erregung wie zu Beruhigung führen kann – die zudem als solche kognitiv erlebt wird – ihre begriffliche Bestimmung und ihr Erleben wird vom Kontext geleitet sein. Das Maß der Dinge ist durch das Erregungsniveau des (rezipierenden) Menschen gegeben: Abweichungen werden als erregungsverändernd wahrgenommen. Aus der Vielzahl der zu diesem Thema geleisteten experimentellen Arbeiten soll eine Auswahl getroffen werden, die die methodische Schwierigkeit bei der Isolation relevanter Bestimmungsgrößen auf der Seite der unabhängigen Variable Musik und die Generalisierungsfähigkeit der Ergebnisse auf den musikalischen Kontext dokumentiert. J. DOGIEL (1880) berichtet in einer der ersten experimentalpsychologischen Studi-en von einer allgemeinen physiologischen Wirkung von Musik. Musik hören bewirke einen Anstieg der Herzfrequenz, des Blutdruckes, der Atmungsfrequenz und eine Erhöhung des Muskeltonus. D. ELLIS und G. BRIGHOUSE (1954) finden Atemfrequenzunterschiede in Abhän-gigkeit von der unterschiedlichen rhythmischen Strukturiertheit von Werken der