224 The exciting Sound of Pop Wie das Reden über Musik insgesamt ist auch das Kundtun von musikbezogenen Emotionen eine Funktion der musikalischen Übung. Bereits DREHER (1947)12 fand höhere Werte wie eine größere Variabilität emotionsbezogener Urteile über Musik bei Experten. Dies dürfte auf eine vor der Ausdrucksfähigkeit gesteigerte und intensivere Erfahrung von Musik verweisen, die möglicherweise auch die Ausdrucksfähigkeit verstärkt. Dass die Sprache auch Tabus begünstigt und als Korsett wirkt (vgl. GADAMER 1986), somit Stereotypien ausgedrückt werden, ist aus jüngeren Untersuchungen bekannt. Die Korrelation von physiologischer Erregung und dem Erleben von Erregtheit gerade beim Musikkonsum belegen WEIDENFELLER und ZIMNY (1953). WEIDEN-FELLER und ZIMNY (1962) untersuchten die Beurteilung von Musikstücken auf der Dimension Erregung im Gegensatz zu Beruhigung unter Berücksichtigung möglicher Hautwiderstandsänderungen. Bei Musik die als erregender beurteilt wurde, zeigte sich ein starker Abfall des Hautwiderstandes, bei neutral und beruhigend eingestufter Musik nicht. Bei allen Artefakten, die solche Untersuchungen, die die Zuordnung von physiologischen Daten zu psychologischen versuchen, aufweisen, dürften die Ergebnisse insgesamt diese Tendenz bekräftigen: physiologische Erregung wird psychologisch als erregend erlebt. SLOBODA (1991) untersuchte die psychologische Seite, also die Wahrnehmung körperlicher Vorgänge beim Hören von Musik. 80% der Befragten berichten von einer subjektiv wahrgenommenen, vegetativen Veränderung während des Musikhörens: Es laufen Schauer über den Rücken, Musik rühre zu Tränen oder würde Gänsehaut hervorrufen. Ob es sich um Epiphänomene oder um den Ausdruck emotionaler Reaktionen beim Musikhören handelt, steht hier hinter der Aussage über das Erleben physiologischer Veränderungen beim Musikhören. Die unmittelbare physiologische Erregung wird erlebnismäßig wahrgenommen, sie unterliegt dabei zugeschriebenen Bedeutungen, die jedoch mit dem Erregungswert der materiellen Qualität der Stimuli konform gehen. Es sind dies die Interpreta-tion der Wahrnehmung einer Erregung auf Basis der Situation, der Kontext des Erlebens, externe Zuschreibungen aufgrund von Vorerfahrungen und schließlich die Abstimmung der eigenen Erregung mit dem Erregungswert von Stimuli – bekannter Stimuli sowie Stimuli mit Neuheitswert hinsichtlich ihrer strukturellen Eigenschaf-ten. Eine Optimierung des Erregungswerts dürfte dabei grundsätzlich angenommen werden und als motivationale Kraft wirken. Unspezifische Erregung wird ähnlich jener experimentellen Situation (SCHACHTER & SINGER 1962), wo Erregung durch Adrenalin erzeugt wird, situationsspezifisch gedeutet. Erregung durch bestimmte Eigenschaften musikalischer Elemente wird im Verein mit den Eigenschaften der Situation während der Rezeption interpretiert – dies sind grundlegende kontextuelle Bedingungen. CANTOR und ZILLMANN (1973) belegen experimentell einen hedonischen Transfer aus einer Vorstimulation oder zumindest einen Erregungstransfer mit nachfolgender kognitiver Interpretation beim Hören von Liedern nach einer gewissen Dauer, nach Komplettierung der kognitiven Adjustierung. Bei hedonischem Erleben einer rei-zinduzierten Aktivierung finden sich auch in der experimentellen Ästhetik Belege hinsichtlich der kognitiven Bearbeitung der Situation und der daraus resultieren- 12 Zitiert nach LUNDIN 1953, S. 137.