226 The exciting Sound of Pop JOST (1982) differenziert das Zusammenspiel zwischen Rock-Musik und ihrer ideologischen Besetztheit auf dem Hintergrund des Aktivierungspotentials des Mate-rials wie auch des Aktiviertheitslevels als persönliche/soziale Disposition. Dies geht einher mit der psychohygienischen (Kompensations-) Funktion des Musikkonsums, die diesen allgemein auf das Erreichen von »good feelings« (SLOBODA 1999) aus-richtet – good feelings impliziert dabei andere Intentionen und soziale Situationen des Hörens. Der Konsum von non-exciting Musik (des Mainstream) positioniert die Hörer in einem anderen sozialen Environment, als das Hören von exciting Musik; das Environment wirkt dabei weiterhin die Erregung beeinflussend. Zufriedenheit mit der eigenen Stimmungslage ist jene motivationale Größe, die die Zuwendung zur Musik mit unterschiedlichem Aktivierungspotential bestimmt (BEH-NE 1984). Zufriedenheit geht mit Kongruenz, Unzufriedenheit mit Kontrasteffekten einher. Die Erregungskomponente von Musik hat somit nicht nur Zeichenfunktion, sondern ist unmittelbar politisch handelnd im Sinne der Zuwendung zu beruhigender bzw. aufwiegelnder Musik – mit allen ihren Surroundings. Dass emotionale Reagibilität, also die Bereitschaft, sich durch Musik ansprechen zu lassen, physiologische Reaktionen erhöht, kann in der Situation des Musik hören-den Jugendlichen als Verstärkungsfaktor wirken (unter Kongruenzbedingung wie bei CANTOR & ZILLMANN 1973; BEHNE 1984; PEKRUN & BRUHN 1986). Kongruenzen zwischen der Valenz und den kognitiven Inhalten sind dann dafür verantwortlich, dass – der Stimmung entsprechend – stimmungsverstärkende Musik als angenehm erlebt wird bzw. dies zu einer stimmungsgerechten Verarbeitung von soeben wahrge-nommener Musik führt. Kognitive Inhalte sind dabei sozioästhetische Bewertungen von Musik, z. B. ihr Dissidenzwert. Zufriedenheit mit der Stimmungslage bestimmt die Motivation, sich Musik bestimmter Stimmungsinduktion auszusetzen (BEHNE 1984). Zufriedenheit schließt sich mit Kongruenz, Unzufriedenheit mit Kontrastef-fekten zusammen. In welche Richtung auch immer genutzt, die Rezeption von Musik wird durch ihren – primär durch syntaktische Elemente verursachten – Aktivierungsgrad bestimmt. Während Musik des Mainstreams in der alltäglichen Situation zur psychohygieni-schen therapeutischen Stimmungskorrektur (SLOBODA, /O’NEILL / IVALDI 2001) konsumiert wird – Erregung wird klar vermieden (SLOBODA & O’NEILL 2001) – schafft das Techno-Environment gezielt Excitement (POSCHARDT 1995). Kontextuale Größen verstärken emotionale Reagibilität für unmittelbare körper-liche Erregung durch rhythmische, dynamische, klangliche – bedeutungsneutrale – innermusikalische Elemente. Diese Erregung wirkt handlungsmotivierend. Sur-roundings können zu Bedeutungen führen, die mit der körperlichen Empfindung kongruent sind, diese können wiederum als Ausgangspunkt, nun als kognitiver Stimulus, einer weiteren Erregungskette fungieren (KONÉCNI 1977). Techno ist die explizite Äußerung dieser funktionalen Musikform: Techno-Music ist komponiertes acoustic driving: das emotionale Erregen und körperliche Bewe-gen durch Tempo und Sound. Die Szene belegt dies mit parawissenschaftlichen Statements. Das kompositorische Verhalten weist diese Musik als unmittelbar funk-tional auf die Erregungskomponente wirkend aus; Bedeutungen sind nicht intendiert (DIEDERICHSEN 1996), sprachorientierte Konzepte greifen hier daneben.