228 The exciting Sound of Pop Bedeutungen. Dies bedingt weiterhin die verstärkte Beachtung des Handlungs-aspektes, der mit Pop verbunden ist. Nicht nur Techno zieht zum Mitmachen mit (vgl. RÖSING 2001, S. 180). Was im funktional ästhetischen Konzept von Techno offensichtlich zu Tage tritt, war und ist Pop abseits seiner Ausritte ins bürgerliche Konzertwesen eigen. Abseits entsprechender musikalischer Sprachen und ihrer virtuosen Rede und abseits der eingeengten Phase musikalisch zitathafter Selbstreflexion ist dieser unmittelbare Handlungsaspekt seinem primären Medium Sound stets inhärent. 2.3.3.8 Multisensorische Erregung und digital Arts Kunst/Musik und Emotion und ihre hedonische Qualität sind nicht Gegenstand einer sprachähnlichen Bedeutungsvermittlung, einer romantischen kontemplativen Kunst-betrachtung, sondern einer funktionalen Beziehung von Erregung durch syntaktische Elemente. Das hedonische Erleben von Aktivierung ist nicht bloß Wirkfaktor in der Popularisierung und Politisierung von körperbezogenen hedonischen Empfindungen und Gegen-Haltungen, es liegt auch zentral im Wesen der formalen digitalen Künste, deren willkürliche Strukturierungen von Codes durch mathematische, algorithmische Prozesse oder nichts anderes als durch Prozesse der Spannung-Lösung motiviert sind JAUK (2001, 2003a). Ähnlich der Repräsentanz der natürlichen Wirklichkeit durch (sprachliche) Zei-chen ist Digitalisierung die Konvertierung dieser Wirklichkeit auf die Ebene der Codes. Wirklichkeit ist damit aber als kulturelle Form gestaltbar (vgl. CASSIRER 1964): Nach Überwindung des Artefakts unserer Körper-Umwelt-Interaktion, des kausalen Denkschemas (vgl. HOLZKAMP 2000; LEVY 2000) und seiner Generali-sierung auf eine Logik des Narrativen, ist die Gestaltung von Zeichen und Codes durch Willkürlichkeit geprägt. Dabei werden wie in der Musik formale syntaktische Elemente vor deren konnotativer/kontextualer Besetzung durch ihren hedonischen Erlebniswert geregelt. Die sensorische Ausdifferenzierung der Künste verliert sich in der Kunst des common digits. Ihre dem Lustprinzip folgende formale Gestaltung und die unmittelbaren körperlichen driving effects von Sound – und dies im Kollek-tiv – machen Musik zum popularisierenden Faktor technisch realisierter digitaler Künste. Gerade am Beispiel der vorerst nichts bedeutenden Form-Kunst Musik bringt die experimentelle Ästhetik einen Erklärungsansatz für das Verhalten in einer durch Machbarkeit und Willkürlichkeit gekennzeichneten Welt der Codes ein. Hedonismus regelt auf der syntaktischen Ebene Strukturen. In generalisierter Form ist Hedonismus auf der semantischen Ebene das Auswahlverhalten in einer durch Verfügbarkeit gekennzeichneten digital culture. Mit der Reduzierung musikalischer (Zeit-) Gestaltung auf eine Steuerung durch Spannung dynamisch klanglicher Elemente ist Pop die Avantgarde jener Künste, die sich dann abseits der narrativen Gestaltung als Gestaltung nichts bedeutender Stimuli unterschiedlicher sensorischer Qualität darstellen – Pop auch im Verein mit anderen Stimuli wird damit zum Katalysator multisensorischer Events der syntaktische Elemente strukturierenden digital culture. Rein formale Künste – Künste, die sich durch mathematische Generierung durch die Gestaltung algorithmisch bestimmter Prozesse bestimmen, die sich gleichsam der ausschließlich willentlichen Gestaltung bedeutungsneutraler syntaktischer Elemente