2.3 Pop als Stimulans 231 Dies bedeutet, dass die Frage, welche Gefühle über die Erregungskomponente indiziert werden, von sekundärer Bedeutung ist. Hingegen wird die Einordnung der Erregung in die Entwicklung der Pop-Kultur diskutiert werden – die syntak-tische Gestalt Musik wird sich ob der Möglichkeit unspezifisch zu erregen, bevor diese Erregung inhaltliche Bedeutung erlangt oder pragmatischen Einengungen unterworfen ist, als einzigartiges und dominantes Medium der Pop-Kultur erweisen. Syntaktische und dynamisch-klangliche Elemente kommunizieren Erregung, aus deren Instrumentarisierung Pop schließlich entstanden ist. Erregung ist schließlich zugleich der popularisierende Motor dieser Kultur. 2.3.4 Pop-Sound als sensorische Wirkgröße der kulturbildenden Kommunikation von Emotion Die funktionale Beziehung von Körper und Sound über Erregung ist die basale Größe im emotional bestimmten Rezeptions- und Generierungsverhalten von Pop. Auf der Verhaltensebene beobachtbar, durch die psychologische und soziologische Theorienbildung zur musikbezogenen Emotion und über deren experimentelle Un-tersuchungen gestützt, kann aus der Erkenntnis ihrer basalen Existenz und der Annahme tiefer liegender gemeinsamer Strukturen die Allgemeingültigkeit ihres Auftretens und darin ein grundlegender signalhafter Kommunikationswert abgeleitet werden. »Für Musik gilt, daß sie, noch bevor sie irgend etwas anderes zu sein vermag, erst einmal eine Körperpraxis ist«, argumentiert WICKE (2001, S. 41) in Anlehnung an LEPPERT (1993) und führt weiter aus: »Musikhören ist stets zuerst eine Betätigung der Sinne, sinnlicheWahrnehmung von Klang« (WICKE 2001, S. 41), die auf Struktur zu erweitern ist. Mit der Reihung funktionaler Aspekte vor den zeichenhaft vermittelnden wird Pop in der wissenschaftlichen Reflexion nicht mehr vorrangig als mediale Form, sondern als sensorische, als emotionales Stimulans mit kommunikativer Funktion gewertet. Das Selbstverständnis des Techno ist ein gewichtiger Faktor, der diese der idealistisch bestimmten Wissenschaftswelt widersprechende Haltung aktualisierte. Bei aller Vorsicht einer essentialistischen Missinterpretation gegenüber sind tiefere Zweifel an der Medialität von Pop-Musik und somit hinsichtlich der Anwendung von Sprachparadigmata zu ihrem Verständnis erstarkt. Die Zuschreibung einer ikonischen Qualität zu Klang, seine Betrachtung als präsentatives Zeichen (LANGER 1942) vermittelt zwischen dem sprachorientierten und ausdruckspsychologischen Verständnis von Pop. Von der sprachorientierten Position der Bedeutungsvermittlung durch Mu-sik/ Sound ausgehend, scheint der Rückgriff darauf, dass etwas dieses in sich trägt, was es bezeichnet, ein Fortschritt zu sein. Es engt die Willkürlichkeit ein, wirkt zugleich aber nicht essentialistisch. Musik ist ein nicht-linguistischer Klang/Sound. »Die Wirkung von Musik ist signifikant ikonisch. Das heißt, es besteht ein dominantes, jedoch kein determi-nierendes Element der Entsprechung zwischen Musik und Klangerlebnis und den besonderen Bedeutungen, die sich in diesem Klangerlebnis vermitteln. [. . . ] Die Wirkung von Musik ist primär und ursprünglich somatisch und körperlich, nicht