238 The exciting Sound of Pop jene vom Verhalten entkoppelte Form des Ausdrucks ist, ist originäres Musizieren die instrumentarisierte körperliche Ausdrucksform. Das Musizieren von Jimy HENDRIX wird dafür ein einsichtiges Beispiel sein. Abseits der an das Zeichen und damit das Sprachmodell angelehnten Diskussion um Pop und Emotion wird Pop als erregungsinduzierendes Stimulans, das aus eben solcher körperlicher Erregung entstanden ist, in einem funktionalen Konzept betrachtet. Das Pop-Instrumentarium ist die technologische Instrumentarisierung dieser Erregung und damit als Instrumentarisierung-/Mediatisierungsphänomen zu dis-kutieren – die spezifische Pop-Ästhetik entspringt diesen technologischen Körper- Werkzeugen. Pop-Musizieren ist eine Mediamorphose (BLAUKOPF 1989; SMUDITS 1988a,b, 2002a,b), die gleichsam als durch technischen Fortschritt bedingte ästheti-sche Veränderung (vgl. WEBER 1921) die Rückbindung an den Körper ermöglicht: Pop ist erregende, unmittelbare Körpermusik – ein Rückschritt im Prozess der Mediatisierung im agitatorischen Spiel wie im rezipierenden Verhalten. Ob solche tief an den psychologischen Strukturen orientierten Grammatiken angenommen werden, ob ein der Sprache und der Musik gemeinsames vorsprachliches Ausdrucksverhalten als kommunikatives Signalsystem angenommen wird, es gibt experimentelle Hinweise für eine basale Körper-Klang-Koppelung: Auf Erregung basiert die Generierung wie die Rezeption von originärer Musik – im allgemeinen Verständnis liegt ihr Potential zur emotionalen Grundlage einer Massenbewegung. Darauf baute das Volksradio des Dritten Reiches, das des Stalinismus, und darauf baute die Amerikanisierung im pop-musikalischen Feldzug der Zurückholung der eigenen Jugendlichen wie der Einbindung der europäischen. Peu à peu von West nach Ost, von einer pubertierenden Generation zur nächsten wurden über 50 Jahre hinweg nationale und emotionale Territorien besetzt mittels Verführung statt Führung. Den Stoff für dieses affirmative Handeln lieferten Subkulturen (vgl. HEBDIDGE 1979) deren Einstellungswelt dadurch distribuiert wurde; aus der wechselseitigen Symbiose entwickelte sich eine alternative Kultur – Pop hat Informalisierung und Demokratisierung (BROWNE 1984), Horizontalisierung (vgl. SCHULZE 2000) und Kollektivierung eingebracht – die Körper-Klang-Koppelung des Pop-Sound ist darin der bestimmende funktionale Katalysator (vgl. WICKE 2001). 2.4 Pop als Sound-Musik – die Rückentwicklung des Prozesses der Mediatisierung der Klang-Körper-Koppelung 2.4.1 Pop-Sound und Demokratisierung Demokratisierung ist gekoppelt an Gleichverteilung und implizit an allgemeine Verfügbarkeit, diese geht mit Amateurismus einher, Amateurismus begünstigt Infor-malisierung. In diesem Konglomerat, verbunden mit der Stützung wirtschaftlicher Prozesse, entstand die massenhaft industriegefertigte Warehouse-Guitar, in Untermi-nierung wirtschaftlicher Prozesse der Gebrauch von Medien und deren Technologien und schließlich der Gebrauch von Vermarktungsstrategien: Distribution wird in