242 The exciting Sound of Pop Merce Cunningham, hervor gegangen aus Grahams »Modern Dance Company«, ist jener Vertreter, der gleichsam synästhetisch Klang und Bewegung verbinden wollte. Vor allem seine Kooperation mit Cage zeugt davon, der mit Variation V (1965) ein Tanzstück kreierte, das durch die Bewegung den Klang und in Interaktion damit Video Images von Nam June Paik erzeugt; Variation V ist »the translation of one medium into another, or what McLuhan called the »brushing« of information against information« (PRITCHETT 1993, S. 152). Die konsequente Weiterentwicklung der Koppelung von Bewegung und Klang ist jene über technische Mittel. Was hier als Avantgarde angedacht und in Variation V erprobt wurde, wird in der Interface-Technologie wieder aufgegriffen, schließlich kehrt sich die Beziehung zwischen Klang und Bewegung um, die Kausalität scheint sich zu wenden: Bewegung erzeugt und moduliert Klang in Körpermusik. Das Theremin, ein frühes, durch die Irritation eines Strom-induzierenden Magnet-feldes mit der Handbewegung (in Tonhöhe und Lautstärke) spielbares elektrisches Instrument, wurde erweitert, indem Antennen im Raum verteilt wurden. Dadurch war es möglich, mit Bewegungen des gesamten Körpers direkt Klang zu erzeugen und zu modulieren. Dabei werden weniger Ausdrucksbewegungen direkt umgesetzt als Koppelungen zwischen Bewegungen und vorgegeben sensiblen Raumteilen cho-reografiert. Auch diese Technologie wurde in Variation V erprobt: »The sound system was designed so as to maximize the interaction between the various elements of the production. For example, in addition to using tape recorders, radios, and oscillators, sounds were picked up by contact microphones applied to props used by the dancers [. . . ]. Thus the dancer’s action [. . . ] became translated via amplification into a sound signal that could enter into the musical system. [. . . ] Twelve antennae and a number of photoelectric cells were set up on the stage. The dancers’ proximity to the antennae and their interruption of light sources on the photoelectric cells would trigger sound events.« (ebenda, S. 153). Körperklang ist eine Arbeit, die die freie Bewegung eines Körpers abtastend kontinuierlich in Klang überführt. Ihrer technischen Anlage gemäß erweitern solche Systeme die Klang-Körper- Koppelung in partizipative und interaktive Klang-Raum-Perfomances. Die direkteste Art der klanglichen Instrumentierung von Bewegungen (als Ver-haltensanteile von Emotionen) mit dem Körper ist die Koppelung von klingenden Teilen mit dem Körper selbst – Bewegungen des Körpers bringen diese Teile dadurch zum Schwingen (z. B. Rasselketten am Körper getragen). Die Umsetzung des emotionalen Ausdrucksverhaltens, des originären Musizierens mit den spezifischen Möglichkeiten der elektroakustischen Rückkoppelung der Elek-trogitarre mit dem Verstärker ist ein Paradigma direkten körperlichen musizierenden Verhaltens, wo der Körper den Klang unmittelbar formt und nicht der Körper Zei-chen kognitiv interpretierend feinmotorisch in Klang umsetzt. Zudem ist dieses Feedback-Spielen in einen kommunikativen Akt eingebunden. Dieses gering media-tisierte Verhalten hoher Immersion wird als instrumentarisiertes kommunikatives Ausdrucksverhalten und darin als Paradigma der Interface-Technologie diskutiert werden. Die Verfügbarkeit dieser Technologien macht Musizieren zu einer unmittelbaren Kulturpraxis für alle, ohne die Aneignung spezifischer Zeichensysteme und (teils wi-