2.5 Pop ist instrumentarisierte körperliche Soundarbeit 245 verwendet, so ist im Sampling der Klang selbst entmediatisiert. Der synthetische Klang, gänzlich der digitale Klang, sind entmediatisierte Klänge, als elektrische Spannungen von jeglicher nachvollziehbarer Körper-Klang-Koppelung gelöst, im digitalen Klang besteht diese gar nicht mehr. Dem entmediatisierten Klang entspricht das hoch mediatisierte Spielverhalten der DJs und Sampling-Artists: Das körperlich regungslose Drehen der Potentiometer, die »coole« Spielweise am Laptop, stilisiert diesen geringen körperlichen Bezug in der Klanggenerierung. Dem entmediatisierten Klang und der hohen Mediatisierung dieses Spielverhaltens steht zunehmend der Versuch gegenüber, diese über Interfaces auf die originäre Form des Musizierens des Pop zurück zu führen. Die Entwicklung der Interfacetechnologie geht dabei den Weg der Mediatisierung zurück zur Körperlichkeit, und versucht am Modell des originären Musizierens des Pop die Klang-Körper-Koppelung sowie damit auch den immersiven Charakter des Klangs im sounddominierten Pop zu nutzen. 2.5 Pop ist instrumentarisierte körperliche Soundarbeit Die klangbezogene musikanalytische Arbeit stellt die technologische Sound-Arbeit in den Mittelpunkt. Die musiktheoretische Reflexion der Sound-Arbeit ist eine der tech-nischen Verarbeitungsmöglichkeiten bzw. der Verwendung von Bedeutungsträgern, selten eine wirkungspsychologische. Die Materialität des Klanges und sein unmittel-bar hedonisch körperlicher Bezug werden jenen Vorstellungen entgegen gestellt, die Musik als bedeutungsvolles Zeichensystem bewerten, aus Denken entstanden und diesem adäquaterweise zugängig, letztlich als kulturbringender Mechanismus den Hedonismus kontrollierend. Sound-Arbeit ist Arbeit an der unmittelbaren Wirkung. Dabei ist sie Arbeit an der Intensität und an der Struktur von Sound als Fortführung des unmittelbaren Ausdrucksverhaltens, das vorrangig im improvisatorischen Spiel erscheint. Als Arbeit an der Intensität basiert Soundarbeit darauf, dass Intensität von Stimuli allgemein direkt auf die physiologische Erregung wirkt (WUNDT 1874). High intensity wird ein innermusikalischer Parameter abseits des technischen Artefak-tes der Verstärkung. Von der Exciting Wall of Sounds des Phil Spector zu den ekstatisch, gleichsam die Körperkontrolle durch Irritation des Gleichgewichtsorgan verunsichernden, den Körper durchdringenden High Frequencies des Hendrix’schen Systems über die rohe Klanggewalt des Punk, die Klangmassen des Industrial (von Throbbing Gristle), die Klangwalzen des Glenn Branca im Postpunk, zu den rasenden Clicks & Cuts & Bursts, der Verarbeitung der Artefakte des digitalen Schnitts bei Amplitudensprüngen, der Computer Riots (vgl. Alec Empire’s Ata-ri Teenage Riots) verlässt Pop-Musik zunehmend, und zunehmend ideologisiert, Lautstärke als Funktion der größeren Reichweite zur Beschallung eines größeren Publikums, verlässt Lautstärke die Konnotation von Monstrosität als Relikt des bürgerlich-genial Besonderen. In der Mächtigkeit des hymnusartigen Stils des Art Rock zuvor (ikonisch) zeichenhaft inszeniert, im Übergang als präsentatives Zeichen