246 The exciting Sound of Pop (vgl. LANGER 1942) benutzt, wird Lautstärke nun als funktionale erregende Qualität ein primärer musikalischer Parameter. Als Arbeit an der Struktur basiert Sound-Arbeit auf der aktivierenden Wirkung syntaktischer Elemente, ist sie die Komposition von driving effects. Zuvor musste sich Strukturarbeit als Klangarbeit emanzipieren. Das 20. Jahrhundert bringt die Emanzipation dieses kompositorischen Denkens. BOULEZ (1975) sieht im dritten Stück aus Opus 16 von Schönberg Klangfarbe »funktionell verwendet und nicht als instrumentales Resultat« (BOULEZ 1975, S. 310) hingenommen. Als Fortführung extremen Reihendenkens überträgt die elektronische Musik die Idee der Gestaltung von der Makrostruktur auf die Mikrostruktur, der Klang selbst wird strukturiert – ein Prinzip, das auch Pop-Musik als Sound-Musik definiert. Strukturierungstechniken sind im Pop mit der Übernahme der Patterns der schwarzen musikalischen Formen verfügbar sowie durch das Eindringen minimalis-tischer Arbeitsweisen, die aus der Erfahrung technischer Strukturierungen rühren oder solchen Kompositionstechniken, die Strukturierungen durch die elektronischen Technologien zuerst im Studio, später durch die Digitalisierung vornehmen. Re-petition, Monotonie, minimale Variation entspringen dem Sequenzer, zuvor hatte die Erfahrung der schleifenorganisierten Elemente der Live Elektronik die Mini-mal Music (mit-) initiiert. Patterns dieser Art sind heute im Laptop realisierbar, was grundsätzlich der in Schleifen zählenden »Denk-« und Verarbeitungsart des Computers entspricht. Hohe Intensitäten gehen mit dichten Klangbildern aus dem pattern-structuring einher – Erfahrungen aus dem Punk und seinen intellektuellen urbanen Folgen vermischen sich mit technoiden Strukturierungsarten. Diese inner-musikalischen Parameter sind Ursache von Erregung in der Rezeption – Funktion von Pop-Musik, die sich auch bei relativ konstantem Instrumentarium nicht durch vorgegebene Register bescheidet. Sound ist nicht der Klang der Stimme, der Instrumente, sondern dieser mit ad-äquater (meist körpernaher) Sing- und Spielweise genutzt, mit spezifischen Effekten versehen, im Studio als Instrument verarbeitet und selbstverständlich durch das musikalische Gefüge und Arrangement bestimmt, das sich nicht erst mit Techniken des Copy&Paste von MIDI-Sequences oder Sound-Samples als Pattern-Structuring bezeichnen lässt. Sind die frühen Formen des Pop an der unmediatisierten Stimme, ihrer Instru-mentarisierung und der durchführenden Verarbeitung dieser im Multitrackverfahren als Klangarbeit strukturell gekennzeichnet, so sind die Verarbeitungs- und Produk-tionstechniken des Techno originäre kanonische Reihungstechniken und insofern dem über Struktur komponierten Klang ästhetisch verwandt. Im Pattern-Structuring komponiert Pop aber nicht den Sound per se. Pop arbeitet mit den klanglichen Möglichkeiten von Soundgestalten und reiht diese: Pattern- Structuring ist die klangliche Verarbeitung von Samples ähnlich den Verarbei-tungstechniken der musique concrète. Loopings, monoton mit technischen Schleifen wiederholte Patterns der Live-Electronics erzeugen klangdominierte ostinate Musik, wie Pop-Musik eine ist. Das Derivat Minimal Music ereignet sich im sozioästheti-schen Umfeld des avantgardistischen Pop, ob der strukturellen, klanglichen und sozialen Nähe kommt es zu konkreten Kooperationen. Abseits des Transfers aus