258 The exciting Sound of Pop ment ein – eingeleitet durch die Effekttechnologie – der Rückschritt vollzieht sich dann wieder mit den digitalen Laptop-Studio und der unmittelbaren Bedienbarkeit des willkürlichen Klangs durch Body-Interfaces. Diesen Steps der Mediatisierung folgt die Besprechung, nachdem dem pop-musikalischen Ausdrucks-Musizieren das zeichenhafte Musizieren der fünfziger Jahre als der eine Pol und das schwarze aus-druckshafte Musizieren als der andere Pol mediatisierten Spiels vorangestellt werden. Technische Innovationen werden damit zu Prämissen ästhetischer Innovationen, im Sinne einer Mediamorphose sind technische Entwicklungen als Bedingungen von Mediatisierungs(rück)schritten im Bereich pop-musikalischen Musizierens zu betrachten. Dieses Verhalten und seine musizierende Instrumentarisierung wirken über das eigentliche Musizieren hinaus und besitzen Erklärungswert für Verhalten in einer durch technologische Innovationen geänderten Kultur. Körperhaftes Musizieren ist im Verein mit wirtschaftlichen Gegebenheiten psychologisches Interface in eine digital culture. Musizieren ist durch Technologie eine allgemeine Kulturpraxis (KLUG 2001) geworden wie das Schreiben, abseits des exklusiven handwerklichen Anspruchs, der meist mit ökonomischen Vorbedingungen und somit gesellschaftlichen Ausgrenzungen verknüpft ist. Technologien, massenhaft erzeugte Billigtechnologie und Interfacetechnologie, leisten auf diese Weise einen Demokratisierungs- und Informalisierungsschub. Sie führen das Musizieren von einer besonderen kulturellen Praxis zu einer originären, körperhaften allgemein menschlichen Verhaltensweise zurück. Durch Low-Mediated körperhaften Sound of Pop, seine Wirkung und seinen kommunikativen Wert, seine technisch-ökonomischen Bedingungen, wird individuell bewegendes Erregtsein zu erregender Bewegung (KLEIN 1999), wird zu Brüchen im bestehenden sozialen Gefüge, die in eine hedonische digital culture führen; körperhaftes Musizieren ist in ihr Paradigma des Gestaltens aus hedonischem Verhalten. 2.6.1 Zeichenhaftes Musizieren im Pop – die fünfziger Jahre Pop hat sich erst allmählich von der Gestaltungsart gesetzter Musik zur Körpermusik entwickelt. Was in den New Yorker Schreibstuben der Tin Pan Alley um etwa 1900 begann, setzte sich bis in die fünfziger Jahre fort und kulminierte nochmals am Beginn der sechziger Jahre im Brill Building: professionelle Schreiber komponierten und arrangierten Pop-Musik. Am Klavier entstanden in Noten geschriebene Musikstücke, die instrumentiert und dann vom abgespeckten kleinen Jazzensemble in Klang umgesetzt wurden. LEIBER & STOLLER, aus deren Feder bereits einige Hits von Elvis stammten und die dann später auch im Brill Building arbeiteten, markieren bereits einen Übergang, eine Rückwendung des Pop zur direkten Klangbearbeitung. Dem Motto »We don’t write songs, we write records« (zitiert nach Donald CLARKE 1989, S. 696) folgend, nutzten sie bereits Editing-Methoden der Tonaufzeichnung unter Beibehaltung größtmöglicher musikantischer Spontaneität; ihr Assistent Phil Spector hat dieses Prinzip später perfekt im Tonstudio weiter geführt. Das Studio der fünfziger Jahre bot wenige Möglichkeiten der klanglichen Bearbei-tung, seine Eigenständigkeit wurde als Künstlichkeit noch nicht genutzt, Künstlich-