268 The exciting Sound of Pop und Ausdrucksverhalten. Das (er-) regungslose, unkörperliche Spiel mit dem Laptop ist dessen Negation, es wird zunehmend durch die wiederum körperliche Aktion im klangsteuernden Body-Interface zum originären Musizieren des Pop heimgeführt. 2.6.5 Die Extension der Stimme in der Elektrogitarre Die technische Entwicklung der Gitarre zum solistisch spielbaren Instrument sowie ihre kommerzielle Verfügbarkeit haben dieses Instrument letztlich zum dominanten Instrument des amateuristischen Pop gemacht; diese technische Entwicklung hat die Gitarre auch zum Instrument der Extension des körperlichen Ausdrucksverhaltens und des Ausdruckslautes gemacht, zum intuitiv handhabbaren und damit allgemein spielbaren Instrument. Das Pop-Instrumentarium ist aus der amateuristischen Szene und ihrer Haltung gespeist gitarrendominiert. Elektronische Instrumentarien, in den entsprechenden Avantgarden entwickelt, haben – in Kofferform gebracht – über den Fusion-Jazz und den Art-Rock Einzug in die Pop-Musik gefunden und sich in diesem spezifischen Einsatz am gewohnten Klangbild der Gitarre orientiert. Beleg für die Instrumentarisierung der hohen direkten Körper-Klang-Koppelung der Stimme in der Gitarre ist deren akustisches Klangbild, das nahe den Vokalen der Sprache liegt, deren elektronische Form mit der Spielweise über das Wah-Wah möglicherweise diese Klangcharakteristik überhöht. Phonetic gestures underlying guitar timbre (TRAUBE & DEPALLE 2004) sind an akustischen Analysen wie an den Einschätzungen von Gitarristen belegbar. Eine angeschlagene Saite verhalte sich wie Bandfilter mit konstantem Abstand der Zentralfrequenz, die Steilheit der Filterseg-mente nimmt mit der Position des Anschlags von der Bridge-Postion zur Saitenmitte ab. Diese Klangveränderung entspricht der Änderung der Lippenspannung vom »i«, und »e« zum zentralen offenen »a« über »o« und »u« zu den geschlossenen Vokalen – in der physikalischen Analyse wie im Höreindruck. Der von Hendrix vorrangig verwendete Hals-Tonabnehmer kann diese Klangcharakteristik besser abnehmen als der Bridge-Tonabnehmer, dessen Position an Schwingungsbäuchen der Teiltöne zu einer Überstrahlung des höhenbetonten Klanges führt. Der lautmalende/sprechende Hendrix’sche Stil stellt eine Mischform dar, mit allen Eigenschaften des oral Klang-lichen der Sprache versehen. Dabei bezieht er sich auf Bluestunes, in denen Gitarre und Stimme unisono lautmalend singen wie das John L. HOOKER bis zuletzt in den Blues-durchsetzten Pop einbrachte; diese Charakteristik wurde als Sample von St. Germain verwendet. Die Extension der Stimme findet sich in der Extension des Körpers, seiner Instru-mentarisierung im aktionistischen Spiel der Gitarre, wo heftige Erregung mit heftiger (Spiel-)Bewegung und deshalb mit lautem, schrillem Sound verknüpft ist. Hendrix perfektioniert dieses Spiel, das weniger die klangliche Umsetzung von Zeichen als von (Ausdrucks-) Verhalten ist, das durch Körperbewegung (Körperkontrolle) im akusti-schen Rückkoppelungsprozess direkt entsprechenden Emotions-Sound moduliert, indem er ein Guitar-Body-Amplifier-System in diesem Spielprozess zusammenfügt – klangliche Modulation abseits des zeichenhaften Spiels. Die für zeichenhaftes Musi-zieren ungünstige Kombination von Fender Stratocaster und Marshall JTM45 ist ein Hinweis zur Stützung dieser These. Die mit Singlecoils bestückte Gitarre, die