2.6 Stufen der Unmittelbarkeit des Musizierens im Pop 271 die Bedürfnisse des Marktes hin konstruiert: der neue Sound ist Artefakt der industriellen Fertigung. Die symbiotische Beziehung zwischen Musik und den neu entwickelten Medien Radio und Fernsehen waren ihm einsichtig. Seine Industrie drückte die nicht artikulierten Sehnsüchte der Musiker aus, seine Instrumente hießen Broadcaster, Telecaster sowie Stratocaster; letzteres repräsentierte zudem in der Form das Image der young generation. Als Gegenstück zu der für die traditionsorientierten Country-&Western-Musiker entwickelten Telecaster hat die Stratocaster bewusst innovative Formgebung und durch die Single-Coil-Tonabnahme ein höhenreiches und damit aufreizendes Klang-verhalten. Die Stratocaster wurde wegen dieser Eigenschaften aber auch wegen ihrer Robustheit nicht nur viel gespielt, sondern zum Symbol für Rock’n’Roll. Im Fender-Konzept war der Erfolg schon eingeplant. Die maschinelle Fertigung sicherte einen günstigen Herstellungspreis und damit die kommerzielle Verfügbarkeit. Im Verein mit technischen Details, die die leichte Spielbarkeit ermöglichen sollten, wie das konkav gekrümmte und im Vergleich zur akustischen Gitarre schmale Griffbrett (ursprünglich und bei einigen Typen heute noch nicht auf den Hals aufgeleimt, sondern aus Ökonomie Teil des Halses) begüns-tigt diese Verfügbarkeit einer warehouse-guitar den Amateurismus, das Lebensfeld der Country-&Western-Music wie zunehmend das der amerikanischen Pop-Musik. Die amateuristische britische Szene entsteht bereits in der Fusion mit der briti-schen Musikinstrumentenindustrie und den ästhetischen Anforderungen der Szene: Crunchy Sounds der Liverpooler Szene realisiert mit (semiakustischen Gitarren der Firmen Rickebacker sowie Gretsch und) britischen Vox-Produkten, schwere Sounds der Londoner Szene realisiert mit (Mahagony-) Solid-Body-Guitars, vorrangig der Gibson Les Paul, und Marshall-Produkten. Diese Symbiosen entwickelten sich zu stilbeschreibenden Stereotypien. Die Wandlung des Musikverständnisses der späten sechziger Jahre vom leichten, aufreizenden Lied zum schwermütigen, am Blues orientierten, ideologisierenden Hymnus, gespielt von virtuosen Guitar-Heroes brachte – den nunmehrigen Klang-und Imageansprüchen gerecht – den Aufstieg eines Edelinstruments der Firma Gibson. Obwohl vor der Stratocaster gebaut, fand die Gitarre ob ihres gegentei-ligen und unpassenden ökonomisch-ästhetischen Konzepts keinen Anklang in der Rock’n’Roll-Szene. Die Handfertigung stand für etablierte Gediegenheit der Profis, der entsprechende Preis stand einer allgemeinen Verbreitung und Verfügbarkeit und somit dem Amateurismus entgegen. Die traditionellen Instrumentenbauer der Firma GIBSON bauten mit dem der klassischen Gitarre ähnelnden Modell Les Paul früh eine Solid Body-Elektrogitarre, jedoch war es ein innerhalb dieser Innovation konservatives Instrument. Firmen-intern wurde dieses neue Produkt, für das der auch mit technischen Innovationen der Spielmöglichkeiten einer Elektro-Gitarre (im Verein mit elektromagnetischer Speicherung und den damit ermöglichten klanglichen Veränderungen und Trans-positionen) spielende Les Paul Pate stand, nicht sehr geschätzt und promoted – es widersprach letztlich der eigenen Philosophie. Der aufgrund der verwendeten Materialien und Konstruktionsweise im Verein mit den mittenbetonten Humbucker- Tonabnehmern wenig obertonhaltige somit runde und weiche Sound eignete sich weniger für perkussive Rhythmisierung denn für tragendes Solospiel. Damit ist