274 The exciting Sound of Pop Der Einsatz der Gitarre in der Rock-Formation der frühen fünfziger Jahre ist sowohl durch Übernahme von Tradition sowie Orientierung an Hörgewohnheiten als auch durch technische Gründe beschränkt gewesen, die Vormacht des Saxophons als Soloinstrument liegt in der tradierten Weiterführung seiner solistischen Funktion im Jazz-Orchester und damit auch der entsprechenden Hörerfahrung sowie im lauteren und durchsetzungskräftigeren Klangverhalten. Auch die Spielposition der einzelnen Instrumente reflektiert ihre Lautstärke. Der solierende Saxophonist tritt während seines Spiels aus der Combo hervor, um besser gehört zu werden – wie der Bläser im Jazz-Orchester sich aus demselben Grund erhebt. Das laute Schlagzeug ist im Hintergrund angeordnet, da es auf gleicher Spiel-ebene die mitspielenden Instrumente übertönen würde. Dieses damals notwendige Spielverhalten bzw. die Position der Spieler ist bis in die heutige Zeit üblich, obwohl es nach der Verstärkung des Schlagzeugs bzw. aller Instrumente dieses Ensembles überhaupt nicht mehr notwendig und einsichtig ist. Das Hervortreten eines solistisch spielenden Gitarristen in einer Rock-Formation ist heute ausschließlich auf die sicherlich schon damals zusätzlich vorhandene Show-Komponente, die psychische und körperliche Zuwendung zum Publikum reduziert. Der akustische Bass hielt sich relativ lange in der Rock’n’Roll-Combo. Als rhythmisch-harmonische Grundfeste aus dem Jazzorchester übernommen, leiste-te er diese Funktionen auch in der Rock-Formation. Sein lautes Klangverhalten sicherte ihm vorerst das Überleben. Die Showeinlagen, die mit diesem optisch auffälligen Instrument möglich waren und vielmals genutzt wurden, dürften sein langes Vorkommen zusätzlich gestützt haben. Erfolgreiche Rock-Combos – aller-dings konventionellerer Prägung (Bill Haley’s Comets) abseits ideologischer und musikalischer Erneuerungsvorstellungen – benutzen den akustischen Bass bis lange nach der Entwicklung des ursprünglich für Gitarristen gedachten Fender Precision- Bass mit flachem, breitem, dem der Gitarre nachempfundenen Griffbrett bzw. des kurz darauf zum Umstieg von Kontrabassisten auf den E-Bass konzipierten Jazz- Bass mit schmalem und zumindest leicht gewölbtem Griffbrett und weicherem Klang. Er ist aufgrund seiner Bauweise sowohl in seinem Spiel- als auch in seinem Klangverhalten dem Double-Bass der Jazz-Szene ähnlich. Notwendigerweise höhere Spiellautstärken für zunehmend mehr Publikum stießen auf die Grenzen der damals möglichen Verstärkung der äußerst rückkoppelungsanfälligen Mikrophonverstär-kung von Kontrabässen. Die am akustischen Bass geschulten Spieler wechselten vermehrt zum mittlerweile entwickelten Jazz-Bass; der Precision-Bass fand mehr in der Amateurszene des Country&Western sowie später im britischen Beat-Szenarium Verwendung, das den Amateurgeist aus den re-importierten Skiffle-Groups und ihrer Musizierhaltung holte. Das Instrument ließ sich auch mit selbsterlernter, meist geringer Spieltechnik aufgrund seines breiten Griffbretts präzis spielen. Der ebenfalls gitarrenähnlichere, härtere Klang des Instruments prädestinierte dieses gemeinsam mit einem anderen Funktionsverständnis eines nicht gelernten, meist vom autodi-daktischen Spiel der Gitarre herkommenden Spielers zu einem ostinaten, einfachen rhythmisch-harmonischen und sehr bald zu einem solistischen Spiel – ähnlich dem der Gitarre selbst – in der vom R&B beeinflussten härteren Beat-Szene. Der härtere, leichter zur Übersteuerung neigende Klang geht parallel mit der deklarierten Gegen-haltung der Proponenten, die jene Klang-innovative Spielweise vertreten: Die Rolling