288 The exciting Sound of Pop klangbestimmter Musik) stereotyp klassischer E-Musik durch Emerson, Lake and Palmer zuvor Nice und danach Emerson, Lake and Powell, durch jazznahe Interpre-tationen wie The 5th (1969) auf der gleichnamigen Sammel LP (1998, Polymedia), mit ähnlichen Adaptionen von Mainstream E-Musik der Gruppe Ekseption aus den Jahren 1969 bis 1973, durch eine »heavily orchestrated ›contemporary version‹ of Rimsky-Korsakov classic« (CLARKE 1989, S. 978) Scheherezada And Other Stories 1975 von Renaissance eingespielt. Experimente von Zappa, King Crimson aber auch Yes verlassen den Art-Rock klar in Richtung weiße Avantgarde. Sie spielen mit der Zeichenhaftigkeit in der Pop-Musik und ihren Surroundings und führen jenen intellektuellen Pop der Kinks und der jungen Kunstfigur David Bowie abseits des Pop-Lieds in Pop-Kompositionen fort – Pop-Art unterscheidet sich von Art-Pop. Musik mit klassischer Attitüde widerstrebt grundsätzlich einer Pop-Musik als Gegenentwurf im musikalischen wie im gesellschaftlichen Gefüge. Was für die Re-zeption gilt, dürfte insgesamt für die gesellschaftliche Konnotation von klassischer Musik in all ihren Erscheinungsformen gelten – es lässt sich auf Adaptionen wie allgemein auf die entsprechende klangliche Gestaltung von Musik generalisieren. »Nahezu alle zum Thema publizierten Untersuchungen stimmen darin überein, dass die Rezeption der ›klassischen‹ oder ›ernsten‹ Musik (und das heißt in der Regel, der artifiziellen Musik der klassisch-romantischen Epochen) schichtspezifisch determiniert ist, dass ›klassische‹ Musik – von der Rezeptionsseite her gesehen – im wesentlichen noch immer als das in Erscheinung tritt, was sie seit jeher war: bürgerliche Musik oder – gegenwartsbezogener formuliert – die Musik der mittleren und oberen sozialen Schichten« (JOST 1982, S. 251–252.) Diese im Musikleben empirisch fundierte Argumentation lässt sich auf entsprechendes Spielverhalten wie vor allem entsprechende klangliche Gestaltung generalisieren. Nicht nur Ad-aptionen klassischer Musik, sondern allgemein Pop-Musik mit E-musikalischem Gehabe und im klanglichen Kleide jener Musik ist entseelt – betrachtet man Pop als Gegenentwurf dazu. George MARTIN wäscht schwarzen Pop mit der ästhetischen Vorstellungswelt mitteleuropäischer Hochkultur klanglich weiß. Die gegenseitige Annäherung von Blues und Jazz führt den Habitus Virtuosentum in die Pop-Musik. Aus kommerziellen Bestrebungen verstärkt, mündet dies in der künstlichen Grün-dung von Super-Groups – einer anachronistischen Konstruktion. Eric Clapton, Steve Winwood, Ginger Baker brillieren als Blind Faith 1972 in den großen bürgerlichen Konzerthallen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Dies markiert auch eine zugleich soziale, politische wie musikalische Übergangssituation; die Lösung von dem in der Pop-Gruppe stilisierten Wir-Gedanken der sechziger Jahre zur Schaffung von Leitfiguren, die wirtschaftlich von der Pop-Industrie wie ideologisch im Untergrund der Pop-Musik gelebte neue Haltung der siebziger Jahre. Sowohl die Klanggestaltung der Musik der fünfziger als auch die der sechzi-ger Jahre wird primär von Parametern des Arrangements und von den durch die elektroakustischen Instrumente gegebenen Möglichkeiten sowie von jenen Klangver-änderungen bestimmt, die durch die damals schon – vom technischen Standpunkt aus betrachtet – konservative Verstärkung hervor gerufen ist, die lineare Verzerrung bei Übersteuerung. Dieses Artefakt bestimmt den Sound des gitarreorientierten weißen Pop. Als Fuzz-Sound in den frühen sechziger Jahren, Grunge in den spä-ten sechziger Jahren oder als distorted Marshall Sound ab 1970 erlebte er viele