306 The exciting Sound of Pop Minimal Music als ihren Ursprung (SCHÄFER 1987). Terry Riley fand explizit die Kooperation mit der klangdominierten ostinaten Pop-Musik. Ob der Vorherrschaft von Monotonie, Wiederholung und minimaler Variation stand die Minimal Music stets abseits der Entwicklung rhetorisch bestimmter figurativer Musik und fand Parallelen in der avantgardistischen Pop-Musik und in den Stätten der Minimal Art, den Galerien, eine Heimat. Ein weiteres offenes Modulsystem zur Klangsynthese wurde Ende der sechziger Jahre vom Komponisten russischer Abstammung Peter Zinovieff zur einfacheren Realisation elektronischer Musik initiiert. 1969 war das Voltage Controlled Studio mit drei Komponenten (VCS3) als Prototyp fertig. Gemeinsam mit einem weiteren Musiker und einem Techniker gründete Zinovieff die Firma EMS, deren Produkte – vorrangig der Kompakte Synthi A – wesentlich zur leichteren Realisation postserieller und elektronischer Musik beitrugen. Karlheinz Stockhausen, Hans Werner Henze und Harrison Birtwistle realisierten Musik auf dem VCS 3 im Londoner EMS-Studio. Die Firma, 1974 mit der deutschen Firma Rehberg fusioniert, baut und verkauft den klassischen Synthi A bis heute. Seines vollkommen offenen Systems wegen, dessen Module über ein Kreuzschienensteckfeld miteinander verbunden werden, sowie wegen der fehlenden mechanischen Klaviatur (nur eine Hilfssensor-Tastatur ermöglicht das Triggern in chromatischer Stimmung) war sein Einsatzgebiet nicht das Spielen elektronischer Sounds im Pop. Sein Einsatz blieb aufgrund seiner Konzeption, die wiederum Folge der intendierten ästhetischen Nutzung war, die prozessuale elektronische Musik. In der Pop-Musik fand der Synthi A dort Verwendung, wo das ästhetische Konzept elektronische Soundstrukturen inkludierte bzw. diese zumindest als Effekte gebraucht wurden. Pink Floyd sind ebenso Anwender der EMS-Produkte wie Jean Michel Jarre oder der von der Process-Music kommende Brian Eno. Die etwa zur Mitte der siebziger Jahre auf den kommerziellen Markt gebrachten polyphonen Synthesizer sind zwar prinzipiell mit den gleichen Modulen versehen und orientieren sich in ihrer Klangerzeugung ebenfalls am Modell des natürlichen Klangs, ihre Funktion innerhalb des Pop ist aber weit entfernt von polyphoner Strukturierung von Sounds, sie ist die Nutzung des akkordisch gespielten Sounds: Ihr Einsatz pendelt zwischen dem Legen von Flächen mit streicherähnlichen Klängen als harmonisches Gerüst einer Pop-Nummer bis zum Einwerfen von Staccato-Riffs ähnlich denen von Bläsersätzen, als rhythmische Akzentuierung. Dies ist vorerst das Ersetzen bekannter und gängiger pop-musikalischer Stilelemente mit künstlichen Mitteln. In jenen Formen des Art-Rock, die sich vorrangig auf das barocke Orgelspiel beziehen, wird der polyphone Synthesizer als elektronische Orgel verwendet, wird die Orgelstimme in die synthetische Klangwelt gesetzt (vgl. Nice; Emerson, Lake & Palmer). Soundeffekte, im Synthesizer generiert, erweitern die meist füllige Klangwelt des Art-Rock. Zunehmend wird in der Produktion von Pop neben den mit Hilfe der Studiotechnologie realisierten Methoden der Klangverarbeitungs und -verfremdung die elektronische Klangsynthese zur Generierung von Sound- Gimmicks verwendet bzw. ersetzt die Synthese am Synthesizer die aufwändige Studiotechnik. Peter Gabriel hat für seine Kreation pop-spezifischer elektronischer Klangwelten den Ehren-Prix Ars Electronica (1987) verliehen bekommen, (1990) Karlheinz Stockhausen eine ähnlich zu verstehende Auszeichnung für seine Pionier-