320 The exciting Sound of Pop von Klängen durch offene Sequenzer zu erreichen, die bloß die Rahmenbedingun-gen, nicht aber das konkrete Produkt definierten, dem Vorbild des prozessualen Gestaltens folgend. Die sukzessive Triggerung mehrerer Hüllkurvengeneratoren war dann auch das Vorbild des digitalen Sequenzer, wo das Verschachteln mehrerer Schleifen wesentlich einfacher machbar und in der Denkart des Computers, in seinen Programmiersprachen bereits angelegt war. Kaskadierungen, Verschachtelungen und rasch wiedergegebene patterns machen aus Strukturarbeit Klangarbeit. Die Klanggenese per se folgte bekannten Konzepten der elektronischen Klanger-zeugung; nun mit digitalen Techniken einfach realisierbar. Die Frequenzmodulation als Syntheseverfahren brachte eine der Pop-Musik na-he, spezifische Ästhetik: Die relativ einfache und rasche Erzeugung komplexer Schwingungen. Die Nähe zu unharmonischer Teiltoncharakteristik ließ geräuschhaf-te, metallen perkussive Klänge dominieren. Die dem Fourierdenken verhaftete, additive Synthese war ob des hohen Rechenauf-wandes nicht in der stand-alone Keyboard-Welt realisierbar, sie war Sache der ersten Musikcomputer, zum Teil von eignen Systementwicklungen (Synclavier). Selbst das Verlassen der ganzzahligen Verhältnisse zwischen den Teiltönen führt selten zu Sounds jenseits der cleanen Klangvorstellung der E-Musik-Kultur. Technischer und finanzieller Aufwand und klanglicher Output entsprechen nicht der Haltung des Pop. Extreme Filterungen der Klanggemische und Selbstoszillation der Filter nutzen die Anwender analoger Synthesizer zur Erhöhung der pop-spezifischen Rauigkeit des Sound, diese Methode wurde mit Resonanzfilterbänken in entsprechende Software integriert. Die Kombination der Klangverarbeitungsmöglichkeiten des Synthesizers mit der Speicherung natürlicher Klänge kennzeichnet – nach ihrer Entwicklung und Erpro-bung in der Musikcomputerkategorie der E-Musik – die nächste Entwicklungsstufe der auf den Pop-Bereich abgestimmten, kommerziellen digitalen Musikelektronik. Physical modeling ist die Modellierung des Schwingungsverhaltens als Ursache des Klanges. Im Pop wird diese Synthesemethode wiederum vorrangig zum Nachstellen akustischer Instrumentalklänge verwendet. Die Computer-Music nutzt das Modell natürlichen Klanges auf einer Metaebene. Granular Synthesis liefert der Technowelt ein mit ihren Vorstellungen kohärentes Modell und adäquate Sounds. Die Klangreihung der DJs durch das Auflegen wird hier ins Extrem überhöht. Grains, kurze Klangsamples in der Dauer von einer Millisekunde bis zu hundert Millisekunden, werden zeitlich (und örtlich) gereiht, um so zu einem Klang zu verschmelzen. Daraus resultiert eine dichte, geräusch-hafte, in sich (rhythmisch) pulsierende Klangwelt. Granular Synthesis nennt sich ein Team von Musikern und Videokünstlern, die entsprechend dichte Performances gestalten. Die der Sampling-Philosophie der Techno-Welt entsprechende Methode entstammt der Idee des ausgehenden 19. Jahrhunderts der Organisation von Musik aus Soundpartikeln von Isaac Beekman im ausgehenden 19. Jahrhundert vorgelegt, von Dennis GABOR (1946, 1947) wiederentdeckt, in der akustischen stochastischen Komposition von Iannis Xenakis aufgegriffen und mit enormem Aufwand an Instru-mentarien realisiert. Die elektromagnetische Montage wurde in den Kölner Studios erprobt; interne Klangbewegung ist das Resultat der horizontalen Reihung kurzer Klangteile (vgl. KOENIG 1987). György Ligeti komponierte Artikulation mit kleinen