322 The exciting Sound of Pop Hat sich dort schon das einfache Duplizieren oder Listen von formalen Auf-baustufen und das Kaskadieren von Klängen zu Sound-Arrangements als Vorteil erwiesen, so ist mit der Ideologie der pop-artigen Verwendung von ready-mades und dem technoiden Verständnis von Repetition und (minimaler) Variation erstmals in der Erstellung von dancefloor-long-versions durch beliebiges Verarbeiten von Parts und Patterns die Copy and Paste Ideologie der computer user generation als gestaltendes Mittel, als Spezifikum der ästhetischen Implikationen der Verwen-dung von Betriebssystem-Befehlen in die Pop-Musik eingedrungen. Ein den meisten Betriebssystemen eigenes Prinzip wird zur ästhetischen Haltung. Struktursynthesen des elektronischen Pop nehmen mit Copy&Paste-Techniken Anleihen an den Vorarbeiten der Minimal Music, mit der wechselseitigen Steuerung an der technoiden Process-Music; Strukturverarbeitungstechniken, die unmittelbar am Klang arbeiten und somit mit Klangsynthesen im dynamischen Verständnis verschmelzen. Das Loopen von Strukturen aus dem Sequenzer – eine struktur-bildende Kompositionsart – wurde also auf das Loopen von Klängen und deren interner rhythmisch-klanglicher Zeit-Struktur übertragen, somit auf eine direkte Klanggenerierung. Die digitale Arbeit am Computer ermöglicht im Arbeitsprozess die Überwindung der linearen Zeit. Die zeitunabhängige Speicherung und Triggerung von Musik und ihrer Teile über Cue-Lists führt zu diesem Handeln. Im Gegensatz zu Bandmaschinen geschieht die Strukturierung off-line mit dem Verschieben, dem Copy and Paste von Files. Damit herrscht hier ein anderes Zeitempfinden, kein linear zeitliches Denken in kontinuierlicher Reihung der online-Systeme wie sie auch in traditionellen musikalischen Formen repräsentiert sind.Wenn die digitale Verarbeitungstechnologie Veränderungen gegenüber der analogen Technologie erbracht hat, dann wohl am ehesten am Verständnis des musikalischen Grundparameter Zeit, das von online zum offline eines nonlinearen Komponierens mutierte. Musik ist eine Form in der Zeit, die künstlerische Gestaltung jener Eigenschaft, der Klang unterliegt. Musizieren ist untrennbar mit Zeit und dem Zueinander in der Zeit verbunden. Das kompositorische Arbeiten an der zeichenhaften Notation zwar off-line organisiert hat diese Zeitstruktur und im Zueinander die Kommunikation objektiviert. Technische Mittel haben die Zeitstrukturierung und das Zueinander in der Zeit in der analogen Form beibehalten. Durch Mehrspurtechnologie ist zwar die Gleichzei-tigkeit des Einspielens und die Notwendigkeit, am gleichen Ort zu sein, mediatisiert worden – der lineare Ablauf blieb bestehen. Hard Disc Recording speichert Files, deren Organisation in Zeit und ihrem Zueinander über Cue-Lists geregelt ist – nonlinear. Mit dieser nonlinearen Gestaltung geht ein anderes Verständnis von Abfolge und zeitlichem Verhalten einher. Fortschreitendes Arbeiten in Bezügen, die fortschreitende Entwicklung, weicht dem Generieren von stationären Klanggewe-ben – einer Ästhetik folgend, ähnlich der des Barock. Damit wird ein emotionales Statement geliefert anstelle einer musikalischen, sprachähnlichen Erzählung. Der Faktor Zeit wird durch willkürliche Setzung von Files/Samples, ihre endlose Wiederholung und die minimale Variation in der Zeit gleichsam der subjektiven Wahrnehmung entzogen, die Patterns konvergieren zu stationären Gestalten, deren low frequency modulation man sich hingeben soll. Monotonie und langsame Varia-