332 The exciting Sound of Pop tutionen (z. B. IRCAM) optimiert und marktgerecht gemacht. »Neu war nur die Radikalität des Einsatzes dieser Instrumente, die besonders pur und unentfremdet elektronisch und digital klingen sollten. Ultimately plugged« (POSCHARDT 1995, S. 145). »Daß das Mechanische und Industrielle an die Stelle von Handarbeit und Hand-werk traten, ist an sich kein Unglück, es sei denn, man glaubt, daß Kunst in ihrem Wesen Ausdruck genialischer Individualität, unterstützt von handwerklicher Elite-kompetenz, ist« (LYOTARD 1987, S. 16). Techno arbeitet mit industriell gefertigten Massenprodukten als Instrumenten und mit prozessualen und reihenden, somit maschinellen Strukturierungstechniken. »DJ und Musiker, die sich als Ingenieure und Künstler gleichzeitig verstanden, erarbeiteten neue Formen des Komponierens« (POSCHARDT 1995, S. 145). Die-se Techno-Kunst-Universalität wird der Hypeness der Techno-Kultur gemäß mit dem Geist der Renaissance legitimiert. »Die Musiker der DJ culture moderieren als Ingenieure die ästhetischen Schattierungen ihres Equipments« (POSCHARDT 1995, S. 147). Der Ingenieur entspricht diesem kreativen Verständnis, der Maschinist wird möglicherweise mit dem romantischen Geniedenken internalisiert abgelehnt (POSCHARDT 1995, S. 147). Gerade dieses Verständnis ginge aber mit der User- Haltung konform und wäre eher Ausdruck der Ideologie des Hackertums als das romantische Verständnis des ingenuin Schaffenden, des Ingenieurs, des technisch Schöpfenden. Wenn Ulf POSCHARDT in seinem Aufruf zur ständigen Erneuerung auch der Musik (und diese sieht er im DJ-Techno) die Symbiose von Wissenschaft und Kunst beschwört, »um eine neue Technologie zu entwickeln, die dann eine neue Musik schaffte« (POSCHARDT 1997, S. 149) – zitiert er mit Pierre BOULEZ den konstruktiven Konformisten – lehnt er sich zugleich an WEBERs (1921) Vorstellun-gen ästhetischer Erneuerung durch die Herausbildung handwerklicher Fertigkeiten aus der Motivation zweckrational zu handeln an wie an eine mit technologischen Innovationen einher gehende Mediamorphose (BLAUKOPF 1989; SMUDITS 1988a,b, 2002a,b), sozioästhetische Veränderungen durch Technologie. Die Techno-Kultur hingegen lebt von der Bedienung der Technologie »gegen ihre Gebrauchsanweisung« (POSCHARDT 1995, S. 148) wie von POSCHARDT und allgemein offensichtlich un-reflektiert stets angeführt wird. Jedenfalls, das was Boulez unter Verwendung von Technologie als Schaffen von Neuer Kunst (vgl. Pierre BOULEZ 1990) versteht und das was in dem auf seinem Bekenntnis gebauten IRCAM geforscht, koordiniert und produziert wird, ist diametral von dem verschieden was die Techno-Kultur darunter in ihrer Techno-Ideology versteht – dass die Techno-Kultur die Tools aus dem IRCAM gebraucht (z. B. MAX/MSP) widerspricht nicht dieser Aussage. Gebrauch internalisiert nicht die Werte, er kann diese auch dekonstruieren. Die respektlose Benutzung der beiden Girlies (kevin bLechdom und bLevin bLectum von bLectum from bLechdom) von komplexen MAX/MSP-Patches, aus Archives übernommen, belegt dies; die entsprechende Arbeit the messy jesse fiesta wurde beim Prix Ars Electronica 2001 prämiert. Die Legitimation durch Natur und ihre Wissenschaft, letztlich im ideologischen Verständnis von Natürlichkeit, assoziiert mit Esoterik, praktiziert in Goa-Parties, leistet Techno selbst.