334 The exciting Sound of Pop Vorbedingung für diese allgemeine Verfügbarkeit war die frühe Entwicklung von Theorie und Technologie, von Soft- und Hardware. L. A. HILLER & L. H. ISAACSON (1959) bemühten sich um die Computergenerierung von Strukturen, die wahrneh-mungsrelevant sind; ihre Arbeit fußt auf der Informationstheorie von C. E. SHANNON & W.WEAVER (1949), der mathematischen Beschreibbarkeit von Information und Kommunikation. Auf den Ergebnissen der Analyse von menschlich komponierter Musik basierend synthetisierte der Computer ILIAC nach den gefundenen Gesetz-mäßigkeiten eigene musikalische Strukturen, deren klangliche Realisierung später akustisch oder elektroakustisch geschah. Die Iliac-Suite gilt als erste Computermusik, als computergenerierte Musik. Herbert EIMERT initiierte die detaillierte gegenseitige Steuerung der Parameter, die Struktur- und damit zugleich Klanggenerierung aus der maschinellen Prozess-steuerung, der in Parallele zu kinetischen Regelungen Kausalitäten der Mechanik zugrunde liegen. Die Live-Electronic hat diese Gestaltungsform in das Musizierende Verhalten, adäquat für Pop, mit Mitteln der Tonbandschleifen zur Generierung minimalistisch repetitiv variierender Klanggebilde übertragen. In Paris versuchte Pierre Schäffer aus der Logik des Klangmaterials – ohne sich durch seine Bedeutung einzuengen – gestaltende Kraft zu erkunden. Die Sampling-Ideologie abseits der Ab-bildung findet in der musique concrète damit den frühen Vater, die serielle Steuerung der Elektronischen Musik ist der Grundtypus des automatisierten Sequenzers; der Fa-stracker verbindet beide Möglichkeiten, die kybernetisch-informationstheoretischen Konstruktionen bleiben im Labor der Wissenschaft wie der Künste. Die Willkürlich-keit der digitalen Welt dringt in die Gestaltung von Pop selten ein. Innerhalb des Pop macht die digitale Technologie die klassischen Prinzipien bloß leichter hand-habbar, die massenhafte Erzeugung macht sie verfügbar. Allgemein hat Technologie die Ökonomie verändert, dadurch allerdings auch das Bewusstsein im Umgang mit Musik: Die Generalisierung der Verfügbarkeit führte zur User-Haltung. Damit mu-tierten das nunmehr (enthandwerklichte) Spielen, die Produktion, die Distribution, die Rezeption. Das Spielen wurde vom Handwerk gelöst, die Distribution von der wirtschaftlich motivierten Kontrolle der Majors, die Rezeption damit implizit auf den Augenblick fokussiert. Denn das Wenn-Dann-Denken ist bei völliger Verfüg-barkeit nicht vonnöten – das Jetzt wird zum Zentrum, wird lustvoll. Kollektives Gestalten über das Net verstärkt diese hedonischen Züge. Die Acousmatique steuert jene Ideologie wie auch die Tools bei, die zur kör-perhaften Rezeption von Klängen notwendig sind – Punk-Avantgarden sind die pop-musikalischen Formen in der Nähe dieser sensorischen Konzeption von Musik. Pop als klangdominierte Musik liegt Techno näher als die klassischen Avantgarden, diese werden über ihre pop-adäquaten Umsetzungen im Techno rezipiert. Aus der Beschäftigung mit den elektroakustischen und später elektronischen Klangerzeugern der Pop-Musik abseits der klanglichen Realisierung innerhalb des harmonischen, melodischen und rhythmischen Denkens abendländisch tonaler Musik sind aus dem amateuristischen Gebrauch von elektronischen Massenprodukten im Pop- Underground maschinelle Steuerungen, Klangkreationen durch den Gebrauch gegen die Betriebsanleitung und schließlich durch körperhaftes Spiel in den Techno hinein gewachsen. Synthie-Pop-Produktionen haben mehr in der Szene reflektierte Affinität zu Techno als das virtuose Spiel des MINI-Moog. Feedback-Loops und ihre Formung