2.8 Mediatisierung und digital Musics 337 instrumentarisierten Spielweisen, sie nutzen vorhandenes, intuitives Wissen – meist Ausdrucksverhalten – in psychologischen Interfaces und Betriebssystemen, sie fa-vorisieren damit Amateurismus und Demokratisierung von Musik und Kultur und machen Kulturtechniken zu allgemeinen Techniken (KLUG 2001). Gerade immersive psychologische Interfaces auf der Basis von allgemein kommunizierbarem Ausdrucks-verhalten, vom allgemein verfügbaren Erfahrungswissen um deren Funktion bilden nicht nur die Schnittstelle zu allgemein wirtschaftlicher Verfügbarkeit, zur Aus-bildung demokratischer Strukturen, denn psychologische Verfügbarkeit begünstigt auch Teilhabe und ist darin eine politisch wirkende Schnittstelle. 2.8.2 Die coole Spielweise mit dem digitalen entmediatisierten Klang Erstmals liegt mit der Digitalisierung, der Konvertierung einer physikalischen oder elektrischen Schwingung in Codes, ein letztlich physikalisches Gebilde entmediatisiert vor – zumindest dem Klanggestalter. Ist beispielsweise die Klang-Körper-Koppelung der Rückkoppelungskontrolle als Spielweise der elektrischen Gitarre der Klang vollkommen immediate, so ist der digitale Klang von der Körperlichkeit in der Generierung und im Spiel völlig entkoppelt. Er entsteht nicht durch Schwingung hervorgebracht von Schwingern, er ist errechnete Schwingung aus nicht schwin-gendem Material, aus Codes. Diese geänderte Situation bringt abseits jeglicher Körpererfahrung nun entmechanisierte Kompositionsstrukturen mit sich. Darunter sind Klangformungen zu subsummieren, die willkürlich geschehen, die abseits der Erfahrung der Physik des Klanges liegen. Das Spielverhalten ist dem des expressiven Körperverhaltens im Pop enthoben. War Expression dort ein notwendiger Teil der Klangerzeugung – vor seiner gestischen und zeichenhaften Überformung – so ist Köperverhalten abseits des Bewegens von Schaltern und Potentiometern und der Mouse nicht notwendig, um Klangmassen zu erregen und zu bewegen. Relikte der Körperbewegung als interpretatives Verhalten werden oftmals zur theoretischen Überhöhung des Spiels mit dem entmediatisierten Klang vermieden, cooles Spiel kennzeichnet gerade jene Generation von Laptop- Musikern, die ob der Klangbearbeitung Gitarre gegen Laptop getauscht haben und nicht aus der zeichenhaft den Klang strukturierenden Kompositionsschule kommen. Dieses Spiel mit dem entmediatisierten Klang hat das Label mego zu seinem Mar-kenzeichen erhoben: das coole Spiel mit dem Laptop. Interface Technologien bringen später Klang-Körper-Koppelung wieder in die originäre Form des Musizierens, die Pop kennzeichnet, zurück. Zuvor ortet WICKE (1998) eine Stufe in den frühen achtziger Jahren, wo durch das Bedienen von Schaltern und Reglern »das der sichtbaren Dimension des Musi-zierens, der Einheit von Klang, Körper und Bewegung, beraubte Publikum [dieses, damit die Spielbewegung, wieder einforderte:] Klang und Körper als die beiden grundlegenden Dimensionen des Musizierens. Klang, Körper und Bewegung, die hier nun auseinander zu fallen beginnen, bilden von den historisch frühesten Formen des Musizierens eine Einheit [. . . ] Erst als die Musiker dazu übergingen, an den Schaltern und Reglern [. . . ] Bewegungen zu mimen, [. . . ] als sie mit ihren Kör-pern die Klänge mimisch und gestisch sichtbar machten, war der Frieden zwischen Publikum und Musikern wieder hergestellt [als sie begannen] Bewegungsabläufe