342 The exciting Sound of Pop Musik stets war, deklariert der Prix Ars Electronica bei seinem 25 Jahr Jubiläum mit der Einführung der entsprechenden Kategorie: Communities. Pop thematisiert dies zwar nicht in digitalen Techniken, aber im sozialen Leben: Pop war Musizieren in Gruppen, die Mehrspurtechnologie hat das Gemeinsame überhöht und zugleich von Zeit und Raum entkoppelt. Distribution wird nun zur gestalterischen Kraft. Nach dem Austausch von Cassetten werden Samples, Klangstücke ins Netz gestellt und der informellen Kommunikation überlassen und von anderen Interessierten weiterverarbeitet und ebenso zur Verfügung gestellt – Kunst als kommunikativer Prozess. Was hier selbstorganisiert erwächst, wird in der Net-Art initiiert – zur Wahrnehmung von informeller sozialer Gestaltung. Wiederum, was die Avantgarde erprobt hat, hat Pop popularisiert und (zumindest in einem kleineren Kreis) zu einem allgemeinen Verhalten gemacht: Programmer Communities verstärken dieses Verhalten, in diesem Bereich des Musikmachens sind Members solcher Communities eher kollektiv gestaltende Musiker, als jene, die vom Schaffen des Einzelnen ausgehen. Manche soziopolitische musikalische Net-Arbeit, als soziale Klangskulptur selbst-charakterisiert, vermengt die Haltung Leben = Kunst mit Aufklärertum im technoi-den Ingenieurskunstwerk. Fern einem systemischen Denken sind solche Arbeiten meist einem finalen Denken verhaftet. Die Transformation von Teilen systemhafter Prozesse aus dem sozipolitisch-wirtschaftlichen Leben in sinnlich Erfahrbares, in Klänge, geschieht oftmals um den Preis der Aufgabe der vielfältigen Vernetztheit zugunsten klar durchhörbarer Strukturen. Darum verniedlicht diese künstlerische Spielart nicht nur gesellschaftspolitische Realität zu ästhetischem Schein und leistet dabei bestehenden Machtverhältnissen Vorschub. Methodisch sind solche Parallel-setzungen bloß einfache, unintelligente Interfaces, die in streng determinierter Weise Daten übersetzen – besser: bloß zuordnen. Die Interaktion als Gestaltung durch kommunikative Prozesse wird auf das mechanistische Verständnis der Reaktion reduziert – Selbstorganisation wird damit zur Determination. Nicht die Übertragung von kommunikativen Prozessen in Klanggeschehen, sondern die Übertragung des Verständnisses von Musik als kollektives Schaffen hat Erklärungswert: Die Musik ist seit der Polyphonie eine systemhafte Anlage und entspricht damit einer Generierung aus kommunikativem Verhalten – in ihr vollzieht sich per se (innermusikalische) Gestaltung durch (außermusikalische) Kommunikation. Musik ist die Formalisierung des Musizierens als eine kollektive Gestaltung aus nonverbalem Verhalten. Musik ist die Repräsentation kommunikativer Systeme und darin die Mutter der Collective Arts, der Communication Arts, der Net-Art – der digital communities. Was die Philosophie in der Polyphonie objektiviert erachtet, ist in den Digital Arts die Formalisierung kommunikativen Ausdrucksverhaltens, ist in der kollektiven Improvisation unmittelbares Gestaltungsmittel und in der Gruppe der Pop-Musik stilisiert – Pop ist damit Avantgarde der durch technologische Dezentralisation von Kommunikationsstrukturen potentiell horizontalen Gestaltung der digital culture. Dem Glauben an Horizontalisierung in der digital culture steht der Gebrauch der horizontalen Medien durch die zunehmend monopolisierten Wirtschaftsstrukturen entgegen. Die Euphorie der User, der Glaube an die Machbarkeit, an den Lustgewinn durch Technologie, der massenorientierte Konsum und das massenhafte Bereitstellen lassen im Verein mit einem verstärkt aufkommenden politischen Bewusstsein der