2.9 Eine digitale Popularkultur: Zusammenfassende Vorschau 347 worden und wird in digital Music realisiert – künstlicher Klang und unmediatisiertes Spielverhalten dringen zunehmend in den Mainstream des Pop. Pop war von Beginn an ein multimediales Ereignis – Pop-Musik war und ist dabei das bestimmende Medium/Stimulans im Environment Pop. Technologische Entwicklungen haben die Musik in der Aufführung mit anderen Medien zusammen geführt, im Videoclip kulminiert diese Haltung, die wiederum auf die Bühne rück-wirkt. Der vermittelnde Anspruch weicht zunehmend dem stimulierenden. Parallele multisensorische Stimulation aus den Tagen des Psychedelic Events drang in die Discos der siebziger Jahre. Das common digit ermöglicht jenen Crossover zu den visuellen Künsten und reiht diese in die formalen Künste wie die Musik ein – he-donisch geregelte Reihung findet in hedonischer Rezeption seine Entsprechung – Körpermusik wird zu multisensorischer Performance und Körperkunst, die letztlich nun zum reaktiven Stimulans das partizipative Element setzt und multisensorische Events zu selbstmitgestalteten hedonischen Events macht. Materiale wie soziale Gestaltung entspringt dabei dem Hedonismus und erzeugt wiederum diesen, der auf die Gestaltung rückwirkt. Hedonismus ist die gestaltende Kraft asemantischer syntaktischer Elemente: Musik ist in diesem Sinne spannungsinduziert; Techno rekurriert völlig auf den hedonischen, funktionalen Wert von Sounds und deren Abfolgen. Musik ist Paradigma der Gestaltung von Codes. Pop nutzt Lautstärke, insgesamt high intensities zur Erregung, zum Envolvement, damit man Teil des Geschehens ist. Gerade Immersion ist eine dominante Qualität von Sound: Sound ist damit ein wesentliches psychologisches Interface über Musik hinaus. Sound ist Paradigma der motivationalen Qualität von Stimuluseigenschaften, von zu gestaltenden Codes abseits der Zuwendung zu deren Bedeutungen. Intuitives körperliches Ausdrucksverhalten als Schnittstelle der Kommunikati-on mit digitalen Devices zu nutzen, ist der Instrumentarisierung des körperlichen Ausdrucksverhaltens als dominante Spielweise des Pop entlehnt. Sound und Klang- Körper-Koppelung sowie Instrumentarisierung des Ausdrucksverhaltens sind jene Mediatisierungsschritte zurück zur Körperlichkeit, jene unmittelbaren Kommunika-tionsformen, die die neuen Entwicklungen zum Umgang mit digitalen Environments und den Agenten darin, auch den menschlichen, prägen. Musizieren ist das Pa-radigma der Interaktionen zur Schaffung von digital communities in den digital environments. 2.9.2 Musik als Interface in die digital-culture Die Popularisierung der Künste geht wesentlich mit ihrer primär hedonischen Bestimmtheit einher und mit der Möglichkeit, unmittelbar über Erregung körperlich zu kommunizieren; diese Allgemeinverständlichkeit fördert ein Wir-Bewusstsein, das zusätzlich zu einem (damit einhergehenden) gemeinsamen Zeicheninventar als Verstärker kollektiven Verhaltens dient und somit lustvoll erlebt wird – die naturwissenschaftliche Basis des postulierten kollektivierend wirkenden Hedonischen popularer Kultur (BENJAMIN 1968). Damit findet die experimentelle Ästhetik, als die lustvoll erlebte Erregung aufgrund von Stimuluseigenschaften, heute neue Bedeutung in den Popular Arts und den (formalen) Digital Arts, in der jene,