348 The exciting Sound of Pop durch die Konvertierung analoger Zustände auf die Ebene der Codes erreichte Willkürlichkeit durch die hedonischen Fähigkeiten des Körpers geregelt werden. Nicht der Körper ist in dieser virtuellen Welt der Codes nutzlos (BAUDRILARD 1981), sondern seine mechanistischen Fertigkeiten werden zunehmend obsolet, seine hedonischen gewinnen an Bedeutung (JAUK 2003a, 2004a). Ob ihrer hedonischen Bestimmtheit als Klang- und Strukturform ist Musik nicht nur paradigmatisch, sondern tragende Größe der popular culture wie der digital culture. Pop-Musik als Körpermusik in seiner Generierung und Rezeption ist darin Paradigma des hedonisch bestimmten Körper-Umwelt-Bezugs in einer virtualisierten Umwelt, als Element der Interaktion wie der Gestaltung und ihres Erlebens – in kollektiver Form. Digital Musics ist möglicherweise doch weniger die Fortführung der Elektrifizie-rung der Musik (RÖSING 1996), sie ist die Überwindung der an die Physik des Klanges gebundenen elektrifizierten/elektronischen Klänge durch ihre Code-Präsenz, sie ist insofern ein (Mediatisierungs-) Schritt in Richtung einer von Körperbezügen freien Willkürlichkeit – der ent-mediatisierte Klang. Sie sucht ihrerseits aber den Körperbezug abseits mechanistischer Vorstellungen als Generalisierung der Erfah-rungen aus Körper-Umwelt-Interaktionen im körperlichen Regulativ des immersiv wirkenden Hedonismus; technische Entwicklungen, Interfaces, ermöglichen dies. Im musizierenden Verhalten wird damit der Prozess der Mediatisierung zurück geschrit-ten. Hat die Repräsentanz von Natur im Zeichensystem diese überwunden und (als menschliche Leistung) Kultur erschaffen (CASSIRER 1964), hat die Niederschrift von Musik in einem Zeichensystem höhere Komplexität und damit die Mehrstimmigkeit ermöglicht (KADEN 1985, S. 334), so hat die Digitalisierung des Klanges ihn will-kürlich, letztlich körperlich musizierend formbar gemacht; hat die Zeichenhaftigkeit der Musik das willkürliche Werk ermöglicht, hat die Zeichenhaftigkeit des Klanges die willkürliche Gestaltung, seine körperliche Formung (zurück-) gebracht. Mit der Entwicklung der technischen Möglichkeiten wird auch die Distanziertheit, das Steuern von maschinellen Prozessen, zurück genommen, originäres körperhaftes Musizieren kehrt zurück. Interfaces unterliegen jenen Implikationen des expressiven körperlichen Musizierens, das Pop-Musizieren bestimmt. Der Klang als physikalisch wie psychologisch einhüllendes Material, seine körper-liche Gestaltung und Rezeption schaffen eine immersive Situation, ein Postulat der interaktiven und Medien-Künste (BELSCHNER 2000); in der technoiden Avantgarde gefordert, tritt dies im Pop erprobte Verhalten über die Interfaces der Spiele-Industrie in den Alltag. In der Produktion wie in der Rezeption von Pop, von Musik der high intensi-ties wie der Monotonie durch Pattern-Structurings wirken sich Mechanismen der hedonischen Regelung wie Empfindung von bedeutungsneutralen, syntaktischen Elementen als kompositorische Vorgaben wie als Rezeptionsmuster aus. Der Körper als Regulativ in der Sound-Arbeit wird damit zum Modell sensorischer Stimulation im multisensoralen Gefüge nichts bedeutender Elemente. Das elektrische Signal bzw. das common digit (JAUK 1999b), im digitalen Co-de als »Grundalphabet« (CLAUS 1997, S. 80) vorliegendes Zeichen, begünstigt ob seiner willkürlichen Transformierbarkeit in parallele Stimuli, die unterschiedlichen