3 Der hedonische Körper in der Gestaltung von non-mechanischen Prozessen der digital culture und Musik als Formalisierung spezifischer Körper-Umwelt-Interaktionen Pop-Musik ist das eigen, was Musik grundsätzlich ausmacht, sie ist hedonisch ge-regelte Form (von emotionalen Ausdruckslauten). Pop-Musizieren ist überformtes, durch Instrumentarisierung in Klang gebrachtes Ausdrucksverhalten, dessen Allge-meingültigkeit hohen kommunikativen Charakter besitzt. Die Strukturierung von Codes, dem natürlichen Verhalten enthoben, die Interaktion mit der Welt dieser Codes ist letztlich eine »neue Art« der körperlichen Gestaltung – anstelle mechani-scher Handlungen und deren Generalisierung als Denksysteme regeln hedonische Prozesse Strukturierung wie Interaktion. Die Kunst der digital culture ist ebenfalls charakterisiert durch den hedonisch bestimmten Umgang mit Codes, die bedeutungsneutral sind, indem sie keiner Subjekt-Objekt-Beziehung unterliegen, deren Materialqualität Spannungserleben erregt und damit Zuwendung zu ihnen bzw. in der Generierung die Strukturierung von Ereignisfolgen bestimmt. Dieser Versuch einer Definition orientiert sich an der hedonischen Bestimmung einer formalen Kunst – damit kommt diese Definition den Grundannahmen der psychobiologischen experimental aesthetics (BERLYNE 1970, 1971, 1974) und der Formalkunst Musik nahe. Digital culture ist durch Virtualisierung bestimmt, der phylogenetisch gelernte Körper-Umwelt-Bezug wird irritiert, damit das daraus abgeleitete mechanistische Denksystem. In Interaktion mit dieser neuen, entmechanisierten Welt erhält der Körper eine neue Bedeutung, seine hedonischen Fähigkeiten treten vor seine me-chanistischen. Interfaces rekurrieren auf diese nicht-physikalischen, emotionalen Qualitäten des Körpers: das musizierende Verhalten als an Klang gebundenes Aus-drucksverhalten liefert dafür modellhaftes Verhalten, Sound ist als immersive Größe (zudem) verstärkend – beide Aspekte sind wesensbestimmend für Pop-Musik. Schließlich ist Musik, vor allem Pop-Musik, unmittelbar aus kommunikativen Prozessen gestaltet, Klang ist ein Ereignis, das räumlich stets um uns ist und uns emotional involviert und somit kollektivierend wirkt – kommunikative Künste im Net funktionieren nach ähnlichen Bezügen; Pop wird in technoiden Formen als dynamisches Netzwerk, als immersive sich stets verändernde Klanggestalt gestaltet. Die Diskussion um die Neuen Medienkünste ist bilddominiert. Alternativ da-zu wird mit Bezug auf eine tieferliegende Nähe die Diskussion der Irritation des mechanischen Körper-Umwelt-Bezugs (formalisiert in der Bildenden Kunst) durch Virtualisierung der Umwelt und durch Erhöhung der Geschwindigkeit von Ereignis-sen in ihr als Mediatisierungsprozess, als Entkörperlichung des Bezugs zur Umwelt aus den Spezifika der Musik als (hedonisch geregeltes) System von Codes und dem körperhaften Pop geführt – beide musikalischen Aspekte sind der traditionellen