4 Digital culture und Pop Hedonismus als Katalysator der Popularisierung ist der Gestaltung willkürlicher Codes eingeschrieben. Digits sind Codes. Sie sind nicht Teil der natürlichen Ordnung und unterliegen nicht deren Gesetze, sie sind willentlich gesetzt. Willkürliche Prozesse werden in der durch die Rezipierbarkeit motivierten Generierung durch das erregende Maß an Spannung, das sie hervorrufen, gestaltet – Lust ist nicht nur die Basis der Musik, sondern auch der digital culture – Ästhetik der Musik und digital culture finden in ihrer Lustbetontheit zusammen und haben zugleich darin die Basis ihrer Popularisierung – Pop-Musik ist in ihrer Verdichtung der Lusterregung – was Musik stets macht – als Avantgarde der Massenkultur zu betrachten; der lustbasierten Willkürlichkeit der digital culture ist diese Popularisierung ebenso eigen. Darin ist digital culture Pop-Culture. Dies schließt den Bogen zur Betrachtung von populären musikalischen Phänomenen und Phänomenen der digital culture als Alltagsphänomene. Die Digitalisierung ist die Konvertierung analoger Zuständlichkeit auf die Ebene der Codes. Der digitale Code ist, weil unabhängig von jeglicher Außenbeziehung und den verformenden Implikationen die der Wahrnehmung der Aussenwelt eigen sind, die wiederum in ihre zeichenhafte Repräsentation eingehen, prinzipiell willkürlich, er ist ein common digit, ein Code, dessen kompositorische Verarbeitung unabhängig von jenen Vorprägungen der Sensorien ist, die die klassischen Kunstsparten definieren. Seine sensorische Realisierung ist Sache von Interfaces. Damit nähert sich dieser Code dem Verständnis von Immaterialität, damit nähert er sich dem Verständnis von (absoluter) Musik. Es ist nicht verwunderlich, dass Musiker an diesem common code arbeiten, es ist auch nicht verwunderlich, dass Informatiker an diesem common code arbeiten und mehrfach sensorisch rezipierbare Parallelkompositionen schaffen. Die Beziehungen werden am digitalen Code erstellt wie zuvor am elektrischen Signal und davor an Noten, den Codes für Klänge im Klangraum. Dass diese intern motivierte Grenzüberschreitung in den technoiden Künsten zuhause ist, hat mit der Bearbeitung des Codes am Computer zu tun. Dass diese technoiden Künste nicht das Verständnis des Verweisens, sondern ein funktionales Verständnis verfolgen, das Hervorrufen unmittelbarer (körperlicher) Empfindungen, macht aus der Arbeit am common digit nicht einen multimedialen, sondern einen multisensorischen event – wie es in den psychedelic events der factory (AndyWarhols) in den späten sechziger Jahre vorweg genommen worden war: Mehrfachstimulation ist multisensorischen Events als Wirkungsoptimierung eigen. High intensities sind nach den Erfahrungen des Punk und Industrial in die Neuen Künste eingedrungen und mit Techno popularisiert worden, sie sind theoretisch in der Möglichkeit zur funktionalen Erregung durch Klang als Gegenposition zur zeichenhaft verweisenden Charakteristik gerade der Bildenden Künste begründet; diese hat sich nach Avantgarden der Befreiung vom Ikonischen und Zuwendung zum Informellen letztlich mit der Arbeit am Licht den sensorischen Künsten genähert.