380 Formalisierung der Spezifika der auditiven Wahrnehmung an die technische Entwicklung gebundene Theoretisierung. Er sieht die Quellen der Computerkunst in visual Arts und die primäre Anwendung in visuals und performance (die Musik ist nicht erwähnt) (vgl. POPPER 1993); die theoretische Entwicklungen der Neuen Künste hat sich explizit am Modellfall Musik orientiert oder ist mit ihr parallel gegangen; nicht nur historische Bezüge machen die Dis-kussion der Theorienbildung der Neuen Künste mit dem Fokus auf das Technoide, Virtuelle und das Populäre aus der Musik heraus notwendig. Vom Eindringen des Parameters Zeit, der Thematisierung des Raums als Kommunikationsraum, der Arbeit am Code können die Neuen Künste durch ihre Musikalisierung beschrieben werden. Hedonismus in der Gestaltung willkürlicher Codes und die hohe Immersion des Körpers durch Klang, darin einer gewissen kollektivierenden Wirkung, sind Spezifika von Musik und Pop-Musik zugleich die der digitalen Künste und Interfaces in virtuelle Welten. Zudem ist Pop-Musik an die Entwicklung technischer Instrumente als Extensionen des körperlichen Ausdrucks gebunden. Musizieren wurde dadurch zu einem Allgemeingut (KLUG 2001), in seiner Körperlichkeit ist es mit Informalisierung und Demokratisierung verbunden (BROWNE 1984). Damit ist Pop ein bestimmender Teil der Neuen Künste, die den ästhetisierten Alltag der digital culture bestimmen. Obwohl in der musikalischen Körperarbeit experimentell erarbeitet (vgl. BECK 2004) hat Pop als Körperkultur den Körper neu emanzipiert. Mit Pop wird Musizieren als hedonisches körperliches Ausdrucksverhalten zum Paradigma der Body-Arts, der Performance letztlich des Interfaces auch in der Alltagssituation der Computer- Games. Der Musikalisierung der Neuen Künste liegt eine Systematik zugrunde, die in der Mutation der Wirklichkeitswahrnehmung und damit auch Wirklichkeitskonstrukti-on durch eine technologisch veränderte Umwelt begründet sind. Die Zunahme der Geschwindigkeit und Virtualisierung zwingen gleichsam durch die Zurücknahme des mechanischen Körpers zu einer Rückwendung zu früheren Interaktionsmechanismen mit der Umwelt, zur phylogenetisch »älteren« Logik des Auditiven und einer Neu-definition des Körper-Umwelt-Bezugs – von einer (notwendigerweise) mechanischen zur hedonischen (ebenso notwendigen) Bestimmung in einer Welt der Willkürlichkeit abseits des Natürlichen. Wissenschaft und Medienkunst berühren sich in der Thematisierung der »Wirklichkeits-re-konstruktion« durch Wahrnehmung. Nach der Vorstellung ei-nes um den Körper erweiterten Wahrnehmungsbergriffs werden Wissenschaft und Medienkunst durch vorrangig zwei technologische Errungenschaften, Dynamisierung und Digitalisierung, hervor gebrachten Irritationen des Körper-Umwelt-Bezugs als Themen der Medienkunst adäquaterweise auf eine Logik des Auditorischen gestellt: Die Erhöhung der Geschwindigkeit, die bei Unterschreitung der zeitauflösenden Möglichkeiten des auditorischen Systems die Zeit zum Moment und damit Raum auf eine unbestimmte Größe der Allgegenwärtigkeit reduzieren – ein Raum, der nicht selbst exploriert, sondern durch Ereignisse, durch Kommunikationen in seinem Inneren bei eigenem passivem Verhalten indiziert wird. Der Erfahrung der visuellen Wahrnehmung, die im statischen »Ab-Bild« der Bildenden Kunst formalisiert ist, wird die Erfahrung der Klangwahrnehmung, der Wahrnehmung des Fluiden und Umhüllenden von Klang, als wissenschaftliche