381 Alternativtheorie zur Beschreibung und Erklärung einer dynamischen Ereigniskunst im Kommunikationsraum gegenüber gestellt. Digitalisierung schafft eine Welt der Willkürlichkeit abseits der körperlichen Erfahrbarkeit. Musik wird als Modell für ein System von hedonisch regulierten Codes erachtet. Aus der »Sicht der Dinge« resultiert ein mechanistisches Weltbild. Die Me-dienkünste proklamieren die Transgression dieses Paradigmas. Im willkürlichen Codesystem Musik sowie der Objektivation der Erfahrung der Wahrnehmung von Klang, ist diese Transgression vollzogen. Das Populäre ist mit seiner hedonischen Basis der Diskussion um Musik und Neue Künste und deren Betriebssysteme notwendig inhärent. Der Crossover zwischen den Neuen Künsten und dem Populären hat neben seiner historischen Dimension im Wesentlichen eine systematische: die hedonische Bestimmung formaler durch körperliche Prozesse und deren Verstärkung im Kollektiv, in der Masse. Musik als willkürlich gestaltetes System von Codes, Musik als Klangerscheinung sowie »Produkt« des Musizierens ist unmittelbar körperlich, darin liegt die Po-tentialität, dass Musik als Pop zur Massenerscheinung werden konnte. Darin liegt auch die Parallele zur Gestaltung willkürlicher Ereignisse, deren Konvertierung in körperlich erregende sensorische Stimuli und die immersiv körperliche Interaktion über jegliche Extensionen des Körpers (McLUHAN 1994) als Interfaces in die digital culture. Wird die Definition und Diskussion der Neuen Medien in der Kunst primär von der bildenden Kunst betrieben, so wird sie in der Wissenschaft von der Seite der Sprache her betrieben. Virtualisierung und Mediatisierung werden im Kontext der Zeichenbildung betrachtet – beide schließen die Vorstellung unmittelbarer Stimulans, auf die Pop baut, aus. Die Bildende Kunst sieht darin die endgültige Überwindung der einschränkenden analogen Sicht der Abbildung, die Wissenschaft die vollkommene Repräsentation von Wirklichkeit in Zeichen. Wahrnehmung und die Kommunikation des Wahrgenommenen beschäftigen Wissenschaft wie die Neuen Medien-Künste. Kunst beschreibt nicht, sondern beschreibt, wie sie beschreibt. »Manche meinen, daß Kunst die Realität beschreibt. Doch man könnte sagen, daß Kunstwerke, im Gegensatz zur Sprache, gleichzeitig auch beschreiben, wie sie die Realität beschreiben. Zugegeben, Kunst kann hier als selbstreferentiell betrachtet werden [. . . ]« (KOSHUT 1998). Dieser selbstreferentiellen Sicht der Kunst Joseph KOSHUTs stellt sich die der Methodik der Naturwissenschaften (Physik) bei; wenn FÖRSTER (1990) von der Wahrnehmung der Wahrnehmung spricht, gesellt sich der basale postmoderne Diskurs dazu, der die Analyse der Wissenschaftssicht als Methode der Möglichkeit der Wissenschaft zu erkennen erachtet.