386 Wahrnehmung als Prozess der Vermittlung 7.2 Extension des Körpers und Wahrnehmung – Der Körper als Basis der Ausbildung des mechanistischen Systems und seine Mediatisierung Die Denkleistung, die durch Lernen am Modell wirksam wird und mit dem Schrift-tum wächst, ist Grundlage des Bewusstseins für die Anerkennung von vermittelter Erfahrung. Information über das Ereignis, die zeitliche und räumliche Entkoppe-lung, schließlich die Entkoppelung vom Ereignis selbst durch Digitalisierung in der Virtualität sind Begriffe, die die Existenz wie den Prozess von Mediatisierung charakterisieren.»Der Begriff Medium bezeichnet zunächst allgemein ein Mittel oder ein vermittelndes Element« (BUROW 1998, S. 40). Wahrnehmung ist jenes grundlegende, vermittelnde Element zwischen der Welt und ihrer Erfahrung. Wahr-nehmung als unmittelbarer und mediatisierter Prozess ist nun jenes Phänomen, das Wissenschaft wie Kunst zugleich interessieren: Wahrnehmung als Instrument der Wirklichkeitsrekonstruktion und Medium der Wirklichkeitserzeugung im Prozess der Erkenntnisgewinnung wie der Ideologiebildung. Mediatisierung ist dabei die Entfernung der Wahrnehmung von der unmittelbar körperlichen. Der Körper ist jenes Interface, das uns in Interaktion mit der Umwelt diese und uns selbst erfahren und erkennen wie konstruieren lässt. Wahrnehmung als Wahrnehmungstätigkeit ist auf das körperliche Maß phylogenetisch optimiert (McLUHAN 1994). Zum einen findet Wahrnehmung als Interaktion des Körpers mit der Umwelt über seine technische Instrumentarisierung zum anderen über einen Mediatisierungspro-zess emotional motivierter Handlungen statt. Zunächst findet sich technische Instrumentarisierung als Verlängerung des kör-perlichen Ausdrucksverhaltens. Solches Verhalten ist zugleich Teil der Emotion, das ob seiner Allgemeingültigkeit funktionalen kommunikativen Charakter erlangt und einer medialen Abkoppelung vom Körper unterliegt. Als Konvention solcher Handlung wird es zur Geste, als abbildendes Zeichen trägt es ikonisch das in sich, was es abbildet, als präsentatives Zeichen (LANGER 1942) nimmt es die Position im Übergang zum willkürlichen Zeichen ein, als Symbol ist es schließlich, von jeglicher funktionalen Koppelung zum Auszudrückenden befreit, eine willkürliche Vermitt-lung. Zusätzlich zur instrumentarisierten Interaktion mit der Umwelt als erweiterter körperlicher Wahrnehmungsprozess sind Ausdruck, Kommunikation und Wahrneh-mung der Welt abseits der rein sensorischen, als kognitive und körperlich aktive Wahrnehmungstätigkeit an die Mediatisierung der analogen Signale zu codierten Informationen gebunden. Ein möglicherweise vom Ich aus seiner Interaktion mit der Umwelt entwickeltes Bewusstsein des Selbst und die Übertragung von Prinzipien des eigenen Handelns auf den anderer Körper ist Basis für das Nachvollziehen von Vermitteltem, dem Verstehen fremder Erfahrungen auf der Basis eigener, dem Erzählten, schließlich dem Lernen am Modell. Dies impliziert eine Denkleistung, die den Beitrag vermit-telter Erfahrung zur Wirklichkeitskonstruktion anerkennt, letztlich Kommunikation zwischen Individuen. Was möglicherweise als Alternative zu einem starren Pro-gramm in uns angelegt ist, das die Bezüge zwischen dem Ich und der Umwelt regelt, ist kulturell mit dem Schrifttum gewachsen: Die Entkörperlichung von Erfahrung, Mediatisierung als Entfernung der Erfahrung von der unmittelbar (eigenen) körper-