410 Bedingungen der Irritation und Transgression des mechanischen Systems gibt Hinweise über die mögliche Existenz eines frühen (bezogen auf die menschliche Entwicklungsgeschichte) akustischen Warnsystems, über den Signalcharakter von Klang. Die vorgegebenen Klänge variierten auf den unabhängigen Variablen, der fun-damentalen Höhe in den Klassen der Tonhöhen im Drittel-Oktavabstand, in der Klangcharakteristik durch die relative Verteilung der ersten (hörbaren) acht harmo-nischen Teiltöne: in ihrer Dynamik linear abfallende, gleichbleibende und ansteigende Klanganteile bildeten die Klassen dieser unabhängigen Variable Timbre des Klanges. Die dritte unabhängige Variable war die Lautstärke. Als abhängige Variablen wurde zuerst in einem Zeigeversuch die subjektive Lokalisation der objektiv raumneutral abgestrahlten Klänge erhoben, in einem weiteren Teil des Experiments die konnotative Einschätzung der Klänge, um ihre Position im semantischen Raum angeben zu können. Die Varianzanalysen der Faktorscores der einzelnen Faktoren nach Errechnung durch die Faktorenanalyse bei orthogonaler Rotation mit dem Abbruchbestimmungskriterium Eigenwert = 1 (KAI-SER 1960) sollte die Systematik der Raumposition und ihrer emotionalen Besetztheit als Hinweis auf den Signalcharakter von räumlichen Klängen und unterschiedlichen Distanzen, somit Betroffenheit statistisch exakt prüfen. Alle statistischen Analysen erfolgten mit der Programmbibliothek SPSS für MacIntosh, die Klänge wurden mit Programmen zur additiven Synthese nach den gegebenen Bedingungen konstruiert. In einer Eingewöhnungsphase konnten die Versuchspersonen die Lautstärke auf eine für sie neutrale und angenehme einstellen, um eine subjektive Nivellierung der Messungen zu erhalten. Die Untersuchungen wurden unter Konstanthaltung möglicher anderer Störfaktoren am Institut für Musikwissenschaft der Karl Franzens Universität Graz durchgeführt. Fundamentale Tonhöhe steht in klarer Beziehung zum Eindruck der Tonhöhe auf der y-Achse (corr = 0,8). Synästhesien auf der Dimension Höhe werden dabei als »translation of attributes of sensation from one sensory domain to another« (MARKS 1997) betrachtet. Erklärungen dieser Synästhesien finden sich in der Wahrnehmung des Adams-Apfels, der beim Erzeugen eines hohen Tons nach oben geht, bzw. sich umgekehrt bei tiefen Tönen verhält. Die Generalisierung der Erfahrung des voluminös Mächtigen, das ob seiner Schwere sich nur unten befinden kann und des spitz punktuell Leichten, das auch oben sein kann, ist die Generalisierung von Gravitation (GIBSON 1982), die Internalisierung des Verhaltens entsprechender Dinge – dies geht mit der Entwicklung von Denksystemen aus Erfahrung einher (LEVY 2000). Der Haupteffekt Timbre differenziert zwischen Versuchspersonen, die dumpfe Töne als nah und einer anderen Gruppe, die diese erwartungsgemäß als fern wahrnehmen. Eine erste kleinere Gruppe kann aufgrund von post-tests als »subject-centered« bezeichnet werden. Sie bekunden eigene Nähe zum Objekt des Klanges, sonst könnten sie den dumpfen Klang nicht mehr hören. Eine zweite Gruppe äußert ihr Verhalten »object-centered« – der dumpfe leise Klang könne nur von einem entfernten Objekt stammen. Die erste Gruppe ist als primär visuell orientiert in ihrem Verhalten, die zweite als auditiv orientiert zu interpretieren: Visuelles Raumempfinden ist mit eigener erkundender körperlicher Tätigkeit verbunden, mit dem Hingehen zur Quelle des Klangs, auditive mit passivem Körperverhalten, Personen dieses Typs schätzen