418 Bedingungen der Irritation und Transgression des mechanischen Systems Der Net-Space ist wie der auditorische Raum ein Ereignisraum. Informations-transfer in ihm indiziert seine Beschaffenheit. Abseits von eigener unmittelbarer Bewegung trifft das Verhalten von Information auf uns und informiert uns nicht nur über seine singuläre Verursachung, sondern über seine Hervorbringung als syste-misch bestimmtes Ereignis (JAUK 1999b). Identität ist eine willkürlich bestimmbare Größe im Ereignisfluss. Der Net-Space ist ein Ereignisraum bestimmt durch Kommunikation. Musik ist die Objektivation von Kommunikation. Interaktion ist die gestaltende Handlung im kommunikativen Prozess damit im Net-Space wie in der Musik. 8.2.3.1 Interaktion als Bewegung in kommunikationsbasierten Ereignisräumen Bewegung ist jene Größe, die im mechanistischen Gefüge Raum und Zeit zu erleben ermöglicht (vgl. BERGSON 1941). Interaktion nimmt diese Funktion im kommuni-kativen Gefüge ein (vgl. BALES 1950). Im Verständnis von Interaktion als mechanische Bewegung, als Informations-übertragung, anstelle kommunikativer wechselseitiger Beeinflussungs-Prozesse, als Formung einer kommunikativen Situation, besteht die Beschränkung des Verständ-nisses von Interaktion auf mechanische Reaktion; kinetische Künste arbeiten mit determinierten Bewegungen und damit vorgegebenen physikalischen Räumen (vgl. POPPER 1991). Im ausdruckshaften Verhalten nimmt die Performance Anleihen am Musizieren. Der Anspruch des verdichtenden Gestaltens des Gedichts ist gepaart mit Formen der Darstellung, der Intersubjektivierung des Ausdrucksverhaltens als Ausgangspunkt der Interaktion. Interaktionen sind bestimmende Handlungen, die Kommunikation ausmachen, ihre Inhalte wie ihre Strukturen. Interaktionen sind somit nicht nur kollektive Prozesse sie wirken auch kollektivierend. In der Gestaltung aus kommunikativem Verhalten, in dieserart komponierten Geschehensabläufen, wie im flüchtigen Ereignis (nicht des Klanges, sondern den jeweiligen Produkten dynamisch systemischen Verhaltens) bezieht sich das auf situative Bezüge rekurrierende Happening selbst auf kollektives Musizieren, auf das Konzert (vgl. Wolf VOSTELL) mit akustischen, choreografischen und musikalischen Ausdrucksformen, insgesamt kommunikativen Ausdrucksformen ohne die Gestaltung von Musik zu fokussieren. Im Unterschied zum nahen Fluxus löst das Happening stärker die Bühnen-Zusehersaal-Situation und macht das Publikum zu Partizipienten im kommunikativ gestaltenden Prozess. Das polyphoneWerk sei schließlich die Objektivation der Kommunikation (vgl. AD-ORNO 1958). Interaktionen sind die Regelmechanismen in all diesen kommunikativen Geschehen. Vor allem aus den kinetischen Künsten heraus wurde Interaktion mit Partizipation gleichgesetzt und damit mit dem mechanischen Zugang als Interface (vgl. POPPER 1991). Was die psychologische Kommunikationswissenschaft längst wusste (vgl. BA-LES 1950) hat die technische Kommunikationswissenschaft erst jüngst vollzogen: Die Überwindung des Verständnisses von mechanischen Reaktionen im Zusammenhang mit Interaktion.