420 Bedingungen der Irritation und Transgression des mechanischen Systems Musikverständnis, das Klang am mediatisierten Zeichen formt, wenn auch die modulation-wheels die körperkontrollierte Klangverarbeitung vor Augen haben. Modern Dance als eher unmittelbar ausdruckshafte denn zeichenhafte Dar-stellungs- und Kommunikationsform hat die Körper-Klang-Koppelung über Erre-gung auch als Interface, als kontinuierliche Schnittstelle zwischen und wechselseitige Bedingtheit von Musik und Tanz exploriert. Abseits dieser am Ausdrucksverhalten gekoppelten Interface-Vorstellung ist der Mainstream der Forschung körperhafter Interfaces am körperlichen Ergreifen von sich selbst bezeichnenden akustischen Zeichen im Raum, den earcones, orientiert. Jüngst werden Bewegungen in die Monitorsituation gespiegelt – Action-Games integrieren damit den Spieler körperlich. Abseits des zeichenhaften Befehlens wird unmittelbares körperliches Verhalten zur Kommunikationsform mit Maschinen. Letztlich wird hier auf die Instrumentarisie-rung des (emotionalen) Ausdrucksverhaltens und seines kommunikativen Charakters rekurriert, wie Musizieren dies ist. Performance, Happening, vor allem das Action Painting des Arnulf Rainer zeigen jenen Paradigmenwechsel der sprechenden und abbildenden Bildenden Kunst an und führen diese in die Nähe des ausdruckshaften Musizierens, das in Musik formalisiert und objektiviert ist. 8.2.3.2 Sound als (immersive Größe im) Interface – Die Räumlichkeit von Klang und sein emotionaler Signalcharakter Ob seiner umhüllenden Räumlichkeit kann Klang als immersiver Faktor betrachtet werden. Seine Einbeziehung in die Interface-Situation gilt dann als physikalisches Interface. Die emotionale Signalhaftigkeit macht den Raumklang zudem zum psy-chologischen Interface. Die grundsätzliche Räumlichkeit von Klang, die Egozentrizität des Hörraums, Klangfarbenperspektiven und Höhen – Synästhesien als einfach zu handhabende immersive Aspekte von Klang und damit für Home-PCs allgemein verfügbare Inter-faces werden wenig diskutiert. Die emotional bewegende und damit involvierende Qualität von Sound, der emotionale Signalcharakter der über sein Timbre provo-zierten Raumposition des Klanges bleiben als Nutzung von dessen funktionalem Charakter traditionellen multimedialen Gestaltungen vorbehalten. Interfaces sind nicht nur technische Schnittstellen, sie sind psychologische Schnitt-stellen mit immersivem Charakter. Sound ist jene Größe, die bei bestmöglicher inhaltlicher Neutralität und daher geringer Gefahr einer wahrnehmungsmäßigen Ablenkung in die Interface-Situation hinein zieht. Zusätzlich zur physikalischen räumlichen Umhüllung, bringt Sound-Intensität (in Lautheit und Klangart) Erre-gung und erzeugt nicht nur in der rhythmischen Gestaltung einen »Mitzieheffekt« (RÖSING 2001). Aus der klangdominierten Techno-Culture kommen Beschreibungen als Erfah-rungsberichte, gleichsam empirische Daten. Die vernetzte Welt wird mehr denn als metaphorisch zu wertende Parallele zum Klang, seiner Wahrnehmung und der Musik, als Ocean of Sounds beschrieben. »Immersion – Versunkenheit, Eintauchen – ist eines der Schlüsselworte des späten 20. Jahrhunderts. Baß ist immersiv, Echos sind es und Lärm sowieso. Bei einer bestimmten Lautstärke und ab einem gewissen