430 Bedingungen der Irritation und Transgression des mechanischen Systems Jahre in der Selbstorganisation von Strukturen der kulturellen Organisation durch die Jugend selbst angelegt ist, in einer Zeit, die zwar vom Wir bestimmt war, in der Selbstorganisation – im Mersey Beat gelebt – noch kein allgemein hochstehender Wert war (MIXNER 1975). Normierung, Miniaturisierung, großteils automatisierte Produktion und dies in Bil-liglohnländern sind nach technischer Machbarkeit die Bedingungen wirtschaftlicher Verfügbarkeit; psychologische Verfügbarkeit schaffen intuitive Bedieneroberflächen von Systemen. In Verbindung mit allgemeiner Verfügbarkeit der Technologien und dezentralen Strukturen aus Kommunikation realisiert digital culture kommunikationsbasierte Ereignisräume. Vor allem diese ökonomischen Implikationen der digitalen Billig- Massenware sind es, die den Electronic-Space von Medienkonzernen gestaltet, wie ihn McLUHAN vorhersah, vom Net-Space unterscheiden. Die dezentrale Struktur ist in der netzartigen Verknüpfung von bedroom PC-Studios realisiert. Techno ist die allgemein gelebte Form von Net-Art, ihre allgemeine Verfügbarkeit aus den Festivals herausgeholt. Kollektive netzbasierte Musikproduktion ist machbar, Distributionss-trukturen werden zu gestaltenden Vorgängen. Prozessuale Musik aus Sounds, die von DJs zur allgemeinen Verfügbarkeit ins Net gestellt werden, verhält sich nach der Vorstellung der Gestaltung aus Kommunikation in einem sich selbst organisierenden Prozess. Damit mutierte der geniale einzelne Schöpfer zum rational planenden Initiator, der Künstler zum Autor, der nicht nur den Weg in den öffentlichen Raum geht, sondern den Prozess Kunst völlig öffentlich macht. So geht Kunst als Besitz einzelner in den öffentlichen Besitz über, nähern sich Kommunikationsstrukturen als Generierungsformen den Kommunikationsstrukturen als Erkenntnisprozess in der Wissenschaft an, nähern sich Kunst und Wissenschaft nicht nur in ihren Methoden, sondern (damit verschränkt) in ihrem inhaltlichen Bemühen einander an, Wahr-nehmung, ihre Mediatisierung wie die (mediatisierte) Form ihrer Kommunikation als Medien der Wirklichkeits(re)konstruktion zu betrachten – was dann mit den digitalen Netzwerken zur alltäglichen Praxis wird. Die technisch bedingt optimistische Sicht ist aus der psychologischen Sicht der Menschen, die sie handhaben, zu relativieren. Was Robert Adrian X (1989) am Beginn der elektronischen kollektiven Künste als menschliches Manko sah, durch die internalisierte Unterordnung der Industrialisierung bedingt, gilt für das oben angeführte Postulat der Kollektivierung. Diese Ideologie der horizontal community, gilt auch für das Hacking im Dienste der Allgemeinheit, das sich zu oft als (indivi-duelles) Machtstreben erweist – gegen Machtansprüche zu sein, heißt noch nicht frei von Machtansprüchen zu sein. Zudem bedeuten die technische Machbarkeit, die Möglichkeit zur Partizipation, die Verschmelzung von Kunst und Leben nicht die Fähigkeit von Menschen dies zu tun, von Menschen, die in einem kulturellen Umfeld ein Wertesystem internalisiert haben, das passiven Gehorsam vor aktive Mitbestimmung reiht – Pop scheint empirisch belegbar Demokratisierungs- (BROWNE 1984) und Informalisierungsschübe zu leisten (SCHULZE 2000). Einer davon ist aktive Teilhabe, die in den Avantgarden vorbereitet wurde, die dann Pop popularisiert hat. Das kollektive körperliche Erlebnis im musikalischen Environment hat die psychologische Hemmschwelle zur Partizipation (vgl. Robert Adrian X 1989) überwunden.