446 Bedingungen der Irritation und Transgression des mechanischen Systems der Distribuierung von Information ein hedonisches Spiel mit Codes zu machen er-laubten. Dieses Spiel wurde damit auch zum politisch wirksamen informalisierenden Faktor. Mit dem Versuch die Komplexität von vorgegebenen nicht-kunstbezogenen Struk-turen fassbar zu machen, mit der Notwendigkeit allgemein Willkürlichkeit psycholo-gisch rezipierbar zu gestalten, mit ihr in Interaktion zu treten, kommt die hedonische Seite von Körperlichkeit ins Spiel. Hedonismus gestaltet willkürliche Strukturen, Hedonismus (als Erregungskom-ponente des Ausdrucksverhaltens) ist Motiv hinter Kommunikation, die nicht nur rauschfrei Informationen übertragen will, sondern sich ihrer gestaltenden Implika-tion bewusst ist und mit dieser agiert. Kommunikative Netzwerke sind interaktiv in sich und darin prozessuale Gestaltung wie polyphone Musik, Interfaces sind kommunikative Situationen; beide sind durch Interaktionen und (im informellen Prozess) durch deren hedonischen Wert geregelt. Nach der Betrachtung von kommunikationsbasierter Net-Art am Modell Musik und dem Ereignisraum Klang und zuvor Interfaces am Modell des pop-musikalischen Musizierens, soll zuletzt die hedonische Regelung der prozessualen Strukturierung von Willkürlichkeit und der Umgang mit ihr als notwendige Basis der digital culture dargestellt werden. Die prozessuale Strukturierung von Willkürlichkeit ist in den klassischen Avant-garden der elektronischen Musik in ihrer Grundideologie enthalten – vorerst nach mechanischen Gesetzen, kommunikatorische werden in den kollektiven Künsten folgen, hedonische bestimmen die prozessuale Ordnung digitaler Codes, des common digits, das dann in mehrere sensorisch fassbare Stimuli konvertiert multisensori-sche Künste etabliert und die lustvolle Rezeption im entsprechenden Environment steigert und zur dominanten Rezeptionsart macht. Die elektronische Musik in Köln hat diese Willkürlichkeit von der Makrostruktur der Musik auf ihre Mikrostruktur angewandt und versucht, den künstlichen Klang – befreit von den Einschränkungen der physikalischen Bestimmtheit – willkürlich zu gestalten: Reihentechnisches Denken wurde vom Zeichen für Klang auf die Gestaltung des Klangs aus seinen Einzelelementen übertragen. Die technische Machbarkeit war die Voraussetzung, zugleich war diese der »Missbrauch« von Technologie gegen die Vorschrift. Sendefrequenzgeneratoren wurden (in den hörbaren Bereich transponiert) zur Erzeugung von Sinustönen genutzt und durch steuerbare Hüllkurvengeneratoren in Beziehung gesetzt. Dieses technische Hackertum ist ein wesentlicher Schritt, zumindest auf dem Weg der Kontrolle hinsichtlich der Physik der Klänge, der Aufweichung ihrer Vorgegebenheit, seine willkürliche Bearbeitung wird erst mit der Konvertierung auf die Ebene der Codes möglich werden – das Denken ist aber prinzipiell in der Vorstellung von Musik als ein System von Codes vorgegeben. Die musique concrète hat das Prinzip der Willkürlichkeit ebenfalls aus der Erfah-rung im Umgang mit musikalischen Zeichen auf den Klang übertragen und seine physikalische Natur gebrochen. Gespeicherte konkrete Klänge wurden entsprechend jenen mathematisch geometrischen Manipulationen geordnet und verarbeitet. Das Prinzip der Repetition bzw. das Teilen der Klanggestalt hat in der Übertragung von seiner Anwendung auf Zeichen auf den Klang eine tief greifende Implika-