452 Bedingungen der Irritation und Transgression des mechanischen Systems Hinweise gibt es aus der Rezeption gerade von Techno-Musik. Der Signalcharakter von Klang erregt nicht nur, er motiviert zu (körperlichem) Verhalten. RÖSING (2001) berichtet einen »Mitzieheffekt« im Pop-Sound-Environment, der den Hörer zum Teil des Geschehens macht. Diese Verhalten motivierende, aktivierende und darin hedonisch erlebte Qualität des bedeutungsneutralen Klangs und seiner Strukturierung wird auf die Strukturie-rung anderer bedeutungsneutraler sensorischer Ereignisse übertragen, auf Farben, Formen, Licht etc. Multisensorische events werden damit nach »musikalischen« Prinzipien inszeniert. Das Prinzip der spannungsregulierten Organisation von Codes und deren sensorische Erfüllung mit Wahrnehmungsqualitäten hoher Immersion erlaubt eine zweifache Koppelung entmediatisierter Information mit dem Körper: Die Reihung und die Rezeption von entmediatisierter Information erfolgt nach deren hedonisch erlebter Aktivierung, wie das die experimental aesthetics vorhersagt. Erregungsinduktion durch dynamische Elemente des Klanges (in seiner Gestalt wie Reihung), driving effects, sind Auswirkungen eines basalen Klang-Körper-Bezugs. Mechanismen des als hedonischen im Vergleich zum mechanischen re-defined body wirken als Paradigmata der Gestaltung von bedeutungsneutralen Codes, von virtuellen Welten und als vielfach immersives Interface in virtual and mixed Realities. Klang und seine Reihung in Musik wirken als durch andere Bedeutungen und Pragmatik nicht ablenkende erregende Größe motivational in der Interaktion mit willkürlichen Welten, als vielfach immersives Element von Interfaces, als erregende Zeitgestalt, als Wahrnehmung intensivierendes Signal, als räumliches Ereignis durch seine physikalische Umhüllung wie emotionale Einbeziehung. Dieserart sind Klang und Musik nicht nur Interfaces in konkrete Environments und Installationen der Medienkünste, sondern insgesamt in die von der Transgression des Mechanistischen bestimmten Welt der Neuen Medien und ihrer Virtualität. 8.7 Musik als modellbildendes Medium einer Theorie der Neuen Künste Entwicklungen der Musik lassen sich als Prozess der Mediatisierung beschreiben: Musizieren ist die Instrumentarisierung des Ausdrucksverhaltens, der Ausdruckslau-te, Musik ist die Objektivierung dieses Ausdrucksverhaltens mit kommunikativem Charakter in einem Codesystem. Übergangsformen wie die Geste, ihre schriftliche Fixierung und die Objektivierung von emotionaler Zuständlichkeit in Klanglichkeit und Melodiekontur weisen Mediatisierung als einen Prozess aus, der als analoge Instrumentarisierung und codierte Mediatisierung eine bedeutsame Differenzierung der McLUHANschen Vereinfachung von any extension als Mediatisierung erfährt. In zweierlei Art berühren sich Medien und ihre Künste mit Musik aus der Sicht der Systematischen Musikwissenschaft: Medienkunst ist Wahrnehmung der Wahrnehmung und somit auf ihre Weise Erfahrung der Wahrnehmung unter den Bedingungen der Veränderung wahrzuneh- Travis Bickle, und es ist ziemlich verwirrend, wenn man sich das klarmacht, dass man das tut« (SCHÜTZ zitiert nach TOOP 1997, S. 298).