Ausblick Musik als Mediatisierungsphänomen – Musikwissenschaft als Medienwissenschaft Musikwissenschaftliche Forschung ist oftmals dominant Hochkulturforschung ent-sprechender Musik: sie versucht Aussagen zu treffen über einen als besonders gewerteten Gegenstand in einer als besonders betrachteten Kultur – Obwohl me-thodisch anders gedacht, werden Vergleiche mit anderen Kulturen und werden Beziehungen zwischen Natur und Kultur angestellt deren Ergebnis das Besondere abendländischer Kulturen aufzeigt. Historische Forschung ist sich zwar allgemein der besonderen Selektion ihrer Quel-len bewusst, sie macht dennoch manchmal den vorschnellen Schluss auf Aussagen über Musik und bescheidet sich nicht damit ihr Betriebssystem zu beschreiben und zu erklären. Vergleichende Forschung ist in ihrem Grundansatz einseitig abendlän-disch kulturell geprägt, solange diese nicht auch die abendländischen Kulturen »von außen« demselben Blick unterzieht wie dies heute die abendländische Forschung macht – erst die plurale Sicht der globalen Teilkulturen ermöglicht relativierende Aussagen und damit Aussagen über Allgemeines. Systematische Musikwissenschaft bedeutet im methodischen Sinne Erkenntnis-gewinnung durch die theorienprüfende Beobachtung systematischer Variation auf davon abhängige Bedingungen. Systemische Musikwissenschaft (FRICKE 1993) stellt die Forderung nach internen und externen Bezügen einer Disziplin auf. Sys-tem( at)ische Musikwissenschaft bleibt solange ein Konglomerat aus mehr oder weniger brauchbaren wissenschaftlichen Konzepten von externen Basis-Disziplinen, sie bleibt solange ein Sammelbecken für Abfall der Hochkulturforschung, solange sie nicht ihrem Eigenanspruch gemäß ein System ihrer Disziplin findet, das – orientiert am System ihres Gegenstandes – ihre Eigenstrukturierung und Einbindung der anderen musikwissenschaftlichen Disziplinen mit Blick auf zeitliche und örtliche kulturelle Ausformungen leisten kann. Musik als Mediatisierungsphänomen betrachtet erlaubt nun nicht nur ein theorie-geleitetes System der Systematischen Musikwissenschaft zu erstellen, sondern auch Musik- als Medienwissenschaft zu betreiben, die die unterschiedlichen musikalischen Erscheinungsformen als unterschiedliche Mediatisierungsformen klangbezogener Kommunikation in unterschiedlichen kulturellen Kontexten begreifen. Musik als Mediatisierungsphänomen zu betrachten, als Überformung von auditiv kontrollierter Körper-Umwelt-Interaktion, erlaubt nun nicht nur Aussagen über Musik zu machen, diese Theorie verlässt den Geltungsbereich Musik. Sie wird – gleichsam im Mediatisierungsprozess zurückgreifend - Erklärungsmodell für solche durch technische Erscheinungsformen veränderte Lebensbedingungen unserer Körper in einer dynamisierten und virtualisierten Umwelt wie sie Medienkunst exploriert – sie erinnert daran, dass letztlich Musik wie Wissenschaft epistemologisches Inter-