subjektives Material auf der einen Seite (Bach) und objektives auf der anderen (Pärt) beim Rezipienten je unterschiedliche ästhetische Erfahrung auslösen können. Dies mag aus zwei Gründen provokant anmuten: Zum einen widerspricht diese Perspektive der Vorstellung vieler Bachinterpreten, die keine Notwendigkeit sehen, an einen historischen Komponisten moderne Maßstäbe anzulegen und die Rezeption seines Œuvres radikal zu überdenken. Statt dessen bewegt sich die Diskussion um Bach meist im Schonraum historischer Forschung, die traditioneller Denkmuster verpflichtet ist. Adornos Denkansatz, Bachs Musik unter subjektiven Vorzeichen zu verstehen, ist bis heute die Ausnahme und wurde hier weiterverfolgt. Zum anderen stößt Pärts Ästhetik objektiver Strukturen - und damit auch ihre Rezeption - auf Kritik mancher zeitgenössischer Ästhetiker. Aus ihrer negativen Polemik spricht möglicherweise eine ästhetische Haltung, die in Pärts Musik ihr Konzept von Moderne nicht erfüllt sieht. Objektive Strukturen in seiner Musik werden von ihnen mißtrauisch beurteilt, insbesondere hinsichtlich Pärts religiöser Autorintention, die ihrem etwaigen Fortschrittsdenken widerstrebt. Aus dieser Konstellation der Rezeption von Bach und Pärt ergibt sich meines Erachtens einerseits die Möglichkeit, die Rezeption historischer wie auch zeitgenössischer Musik mit gleichem Maß zu messen. Aus dieser Perspektive kann - wie diese rezeptionsästhetische Darstellung zeigen sollte - der Dialog der Hermeneuten belebt werden. Andererseits wäre hinsichtlich der Pärtrezeption ein Diskurs zur zeitgenössischen Musik zu wünschen, der durch ein plurales Verständnis von Kunst seinen Blick nicht verengt. 6 Quellen
7 Literaturverzeichnis
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