Veröffentlichungen von Riesebieter und Bleibaum.[1] Doch haben alle Untersuchungen über die Entstehung und Entvvicklung des Orgelprospektes – die vorliegende eingeschlossen – das historische Geheimnis dieser Kunstschöpfung keinesvvegs geklärt. Wir tappen bei dem Versuch, Enststehung und Ausbildung des Orgelprospektes zu erforschen, weithin im Dunkel. Die wenigen erhaltenen Zeugen der Prospektgestaltung des 15.Jahrhunderts in Straßburg, Lübeck und Kiedrich gehören bereits einem sehr reifen und ausgebildeten Stadium der Prospektkunst an.– Die Orgel der Spätgotik stellt den Typus eines Blockwerks oder einer Großmixturorgel dar. Die Konturen dieser spätgotischen Orgel vor allem im oberrheinischen und im niederländischen Gebiet des 15. und frühen 16. Jahrhunderts sind zwar durch die Untersuchungen von J. Rückers und M. A.Vente neuerdings um sehr vieles deutlicher geworden. Doch nehmen die Angaben über die technischen Einzelheiten, die Anzahl und Disposition der Register in den alten Kontrakten das Interesse so ausschließlich in Anspruch, daß von der Gestalt, dem Gesicht der Orgel nur wenig mitgeteilt wird. Vieles verstand sich von selbst, das äußere Bild der Orgel war das getreue Abbild der inneren Einrichtung. Aber wenn man auch aus den Mitteilungen über den Bau der Orgel in Delft 1455/58 oder in Basel (St. Peter) 1482 allgemein ein Bild der Orgelfassade bekommt, so bleibt doch bei solchen rekonstruierenden Betrachtungen die Tatsache zu beachten, daß nicht nur die Pfeifenaufreihung, sondern auch die Arbeiten der Bildschnitzer und Maler das Gesamtbild des Prospektes bestimmen.[2] Soweit sich nun aus den frühesten erhaltenen oder auf Bildern überlieferten Prospektformen ersehen läßt, zeigt die spätgotische Orgelfassade im wesentlichen zwei Typen: den des einfachen Blockwerkes, dessen vorderste Pfeifenreihe sich viellach, so in Norddeutschland, in gerader Fläche entwickelt, und den des geteilten Werkes, aus Oberwerk und Rückpositiv bestehend, dessen Vorderseite bereits runde und spitze Vorsprünge kennt. Der erste und wahrscheinlich ältere—————————— [1] . W. Haacke, Die Entwicklungsgeschichte des Orgelbaus im Lande Mecklenburg-Schwerin. Wolfenbüttel 1935.– M. Riesebieter, Ludwig Munstermann. Berlin 1930.– F. Bleibaum, Bildschnitzerfamilien des Hannoverschen und Hildesheimschen Barock. Straßburg 1924.[2] . Rücker S. 115 ff.; M. A Vente, Bouwstoffen tot de Geschiedenis van het Nederlandse Orgel in de 16de Eeuw. Amsterdam 1942 S. 112 ff. (Sehr aufschlußreich.)-5-