der beiden Typen hält sich in Norddeutschland bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, soweit das überlieferte Bildmaterial bis jetzt übersehen läßt.[1] Der zweite Typ, die Orgel mit Rückpositiv, begegnet uns in Mittel- und Süddeutschland, in Frankreich und in den Niederlanden. Ungeklärt bleibt bei der Enstehung der spätgotischen Orgel der Zeitpunkt, da das ursprünglich auf dem Boden an einem Pfeiler stehende Instrument, das weiterhin als Positiv benutzt wurde, auf den Lettner oder auf eine auf Kragsteinen gebaute Empore, zuweilen auf einen Orgelfuß, erhoben wurde.[2] In der Tat ein folgenreiches Ereignis für den werdenden Prospekt, soweit er nicht nur die vorderste Pfeifenreihe „nach der Mensur\" zeigte, sondern reichere Schmuckformen verlangte. Denn erst in der Höhe, als Schwalbennest an der Schiffswand, oder über der Kapelle einer Bruderschaft und ihr stiftungsgemäß zugeordnet, oder im hohen Chor schwebend und allen Blicken ausgesetzt, konnte sich das kleine Instrument zur „Großen Orgel\" entwickeln, von der wir in den Kontrakten und Kirchenrechnungen des 15. Jahrhunderts so viel hören.[3] Eine Orgelfassade wie die im Münster zu Straßburg i. E. oder in der Lübecker Marienkirche war wohl schon zu ihrer Zeit ein Riese unter sehr viel bescheideneren Geschwistern. Aber auch kleinere Orgeln (Lübeck, Jakobikirche und St. Marien, Totentanzorgel) stellen nicht den Anfang, sondern bereits Höhepunkt einer Prospektform dar, die nicht nur die geniale Idee des Aufbaues der Klangpyramide an der Wand zwischen Pfeilern und Fenstern erfand, sondern auch den Orgelprospekt als Symbol betrachtete: Die Aufstellung der Pfeifen wurde nicht nur nach Zweckmäßigkeitsgründen, sondern nach künstlerischen Gesichtspunkten behandelt. Anders ist der Schritt von dem Bretterverschlag der Münsterorgel zu Basel von 1404 (auf dem bekannten Gemälde von Kourad Witz) zu den Orgelfassaden von Kiedrich und Straßburg gar nicht zu begreifen. Wenn Moser einen ruckhaften Fortschritt in der Geschichte des deutschen Orgelbaus für die Zeit von 1390 –1400 annehmen zu können glaubt, so würde das für—————————— [1] . Bildliche Darstellungen gotischer Orgeln außer den bisher, oder bis zur Zerstörung während des letzten Krieges, vorhandenen, sind selten. Vgl. H. Mund, Freiburger Bericht S. 114 und K. L..Skutsch, wo auch die Spezialliteratur genannt wird. – Eine gründliche Durchsuchung der Museen würde vermutlich noch manches Bildmaterial zu Tage bringen. Vgl. Anm. 1 auf Seite 10.[2] . M. Praetorius, Syn. Mus. II S. 93/94. [3] . Rücker S. 112 ff. (Orgelbauquellen).-6-