die Entwicklung des Orgelprospektes bedeuten, daß er in dieser Zeit (Halberstadt schon 1361) seinen Platz endgültig in der Höhe der Kirchenwand einnahm und damit seine Gestaltung in ein Stadium trat, wo sie künstlerischen Ausdruck suchte und fand.[1] Die einfachste und lange beibehaltene Lösung bot die Schrankform, wobei die Orgelflügel zu Gemälden wurden. Aber die im Laufe des 15. Jahrhunderts sich immer beherrschender entwickelnde Holzschnitzkunst bildete eine eigentümliche Orgelprospektkunst aus (das„Gesprenge\"; „Gardinen\"), deren Ergebnisse wir in Straßburg, Kiedrich, Dortmund, Lübeck noch vorfinden. Die Orgeltüren werden allmählich durch Schnitzwerk ersetzt, wenngleich sie sich in einzelnen Fällen noch bis ins 17. Jahrhundert vorfinden.[2] Bei einem Vergleich der spanischen und italienischen Orgelprospekte des 16. Jahrhunderts mit denen deutscher, niederländischer oder französischer Herkunft stellt sich noch eine andere Überlegung ein. Es zeigt sich bei einem Vergleich von Prospekten romanischer und germanischer Länder, in welchem Maße der Orgelprospekt in den nördlichen Ländern seine Gestalt der dort üblichen gotischen Bauweise verdankt. Arkaden, Gewölberippen, Pfeiler und Fenster bilden die Umwelt, in die sich der spätgotische Orgelprospekt einpaßt. In dieser Umgebung hat er, wie schon Praetorius bemerkt, verschiedene Formen entwickelt, die im nächsten Kapitel ausführlicher beschrieben werden. [3] Als Kind der Spätgotik hat der Orgelprospekt sich auch später nie verleugnet und wie kein anderes Kunstgebilde in der Zeit des Barock, nach einer kurzen Zeit der Überfremdung durch die Renaissance, seine geheimen gotischen Formkräfte immer wieder aufgewiesen. Der Gegensatz der italienischen Renaissanceorgel zu der in den nördlichen Ländern gotisch bedingten Orgel prägt sich zudem durch die hier und dort verschiedene bautechnische Zielsetzung aus. Die deutsche spätgotische Orgel bereits drängte aus —————————— [1] . H. J. Moser, Paul Hofhaimer. Stuttgart-Berlin 1929 S. 107. – Eine Abb. der Basler Münsterorgel von 1404 bei Seiffert-Wattenberg, Deutsche Maler bis Holbein. München 1933 S. 68.[2] . Das ist vor allem in den Niederlanden der Fall, wo die Orgelflügel in den von allem Bildwerk „gereinigten`` kalvinistischen Kirchen die einzige Stelle boten, durch Farben belebend zu wirken. Orgeln des 16. und 17. Jahrhunderts auf Bildern zeitgenössischer Maler bei H. Jantzen, Das niederländische Architekturbild. Leipzig 1910 (Orgeln in Löwen, Antwerpen, Haarlem, Amsterdam);Galland, Geschichte der holländischen Baukunst und Bildnerei. Frankfurt a. M. 1890.[3] . Praetorius S. 106.-7-