musikalischen Gründen zur Mehrmanualigkeit, die italienische beschränkte sich auf ein Manual.[1] So stellt der italienische Prospekt ein fensterartiges die Horizontale betonendes Gebilde dar (Cremona, Brescia). Bei ihm unterbleibt das Eintreten eines Ereignisses, das nun in der Entwicklung des spätgotischen Prospektes im Norden von allerhöchster Bedeutung wurde: das Aufkommen des Rückpositives.Entstehen mußte das Rückpositiv in dem Augenblick, wo die Orgel in der Entwicklung zur „Großen Orgel\" in der Höhe des Kirchenschiffs Pfeifenreihen von anderer Klangfarbe in sich aufnehmen wollte, als die waren, die das Blockwerk enthielt. In dem Augenblick, wo eine zweite Windlade eingebaut wurde, war das Rückpositiv (oder Brustwerk) da. Aber wann geschah es und wo? Und warum geschah es? Welche Bedürfnisse haben zum Einbau des „Positivum tergale“ geführt? Wieder vollzieht sich ein wesentliches Stück Orgelgeschichte, das zugleich ein bedeutsames Stück Orgelprospektgeschichte umfaßt, im Dunkeln.[2] Genauer sind wir heute nur über das „Wann\" unterrichtet. Nachdem in den beiden letzten Jahrzehnten veröffentlichten Quellenmaterial weiß man, daß das Auftreten des Rückpositivs in eine weit frühere Zeit verlegt werden muß, als bisher allgemein angenommen wurde.[3] Glaubte man bisher das Jahr 1450 als den frühesten Zeitpunkt a quo ansehen zu können, so ist das Rückpositiv durch die von Dufourcq, I. Rücker und M. A. Vente veröffentlichen Orgelbauquellen bereits in der 1. Hällte des 15. Jahrhunderts bezeugt. Das gilt zunächst für das oberrheinische Gebiet, wo sich für das Münster zu Basel nach den Rechnungen der Münsterfabrik in den Jahren 1443 – 1444 ein Rückpositiv erschließen läßt. Sodann besitzen wir in dem Kontrakt über den Bau der „Alten Orgel\" in der Oude Kerk zu Delft von 1455 einen mittelbaren Hinweis auf ein Rückpositiv im Dome zu Utrecht, das 1434 von dem Maastrichter Orgelbauer Anthoni van Elen erbaut war und das zusammen mit dem übrigen—————————— [1] . Mahrenholz, Gegenwärtiger Stand der Orgelfrage, im Freiberger Orgeltagungsbericht S. 20/21[2] . Supper nimmt an, daß das Rück-Positiv aus der spätgotischen Neigung zu spielerischer Gegenüberstellung: „Großes Werk – Kleines Werk\" entstanden sei. a. a. O. S. 17.[3] . So bei H. Klotz, Über die Orgelkunst der Gotik, der Renaissance und des Barock. 1934 S. 33, 65.-8-