Harenkarspel, I. Hälfte des 16. Jahrhunderts.Jetzt Rijksmuseum, Amsterdam.Scheemda, 1526 (von Johann von Emden).Jetzt Rijksmuseum, Amsterdam.Monnikendam, um 1530.[1] Wohl der älteste deutsche Orgelprospekt ist der in der St.Valentinuskirche zu Kiedrich (Rheingau). Noch überwiegt der flächige Charakter, nur der Mittelturm ist trapezförmig vorgeschoben; Schnitzwerk ist sparsam verteilt und beschränkt sich auf maßvolle Ornamentik am Mittelturm, an den Flachfeldern und seitlichen Ausladungen. Seine eigentliche Pracht erhält der Prospekt durch die Flügel, die der Schauseite Hoheit und Glanz verleihen.[2] Was die Pfeifengruppierung auf der Windlade betrifft, so lehrt ein Blick auf die Fassadenfelder des Prospekts, daß auch sie eine gotische Architektur zum Ausdruck bringt. Im Prospekt der großen Marien-Orgel zu Lübeck (1518) stehen die 32' Prinzipale in der Mitte, die übrigen Frontpfeifen steigen nach den Seiten zu an, in der Weise, daß die verbleibenden größten Pfeifen in der Mitte oder an der Seite der von jetzt an gebildeten „Felder\" stehen können, weil durch das Schnitzwerk alle bisher leeren Stellen, die sich durch das Auf- und Absteigen der Pfeifenreihen bilden, wie mit einem dichten Gewebe ausgefüllt werden. Ähnlich stehen die Prospektpfeifen an der Lübecker großen Jakobi-Orgel (etwa 1504) angeordnet; in den höheren Partien des Jakobiprospektes finden sich blinde Pfeifenfelder. Ein entgegengesetztes Aufstellungssystem zeigen die Totentanz-Orgel der Marienkirche zu Lübeck, die kleine Orgel in der dortigen Jakobikirche und die Orgel in der Kirche zu Rysum: die kleineren Pfeifen in flachen Mittelleldern, die größeren an den Seiten, an den Lübecker Orgeln—————————— [1] . Die Hinweise auf gotische Orgeln in Holland verdanke ich großenteils Herrn Dr Vente, Zwolle. – Abb. von Utrecht, Nikolaus, Harenkarspel u. a. bei Fl. van der Mueren, Het Orgel in de Nederlanden, Amsterdam, Brüssel 1931. – Über gotische Prospekte in EngIand und Frankreich vgl. das Bildmaterial bei G. A. Hill, The Organ Cases and Organs of the Middle Ages etc. London 1855 [recte: 1883 und 1891 (W.H.)]. – Von dems. Verf.: Mediaeval Organs in Spain, Sammelb. d. Internat. Musikgesellschaft, XIV, 4. Zum gotischen Orgelbestande Spaniens muß man auch den Prospekt von Perpiguan rechnen. Das heutige Departement Rousillon kam erst 1659 an Frankreich. – Über Schweden vgl. C. F. Hennerberg und B. Wester a. a. O. [2] . P. Smets, Kiedrich im Rheingau, 8. – 9. Aufl. 1948 S. 11. – Die Orgel stand ursprünglich an der Längswand der Kirche.-16-