beide Male in einer Art Ausladung, so daß man bereits die zukünftigen Baßtürme ahnt. [1] Wieder anders stehen die Frontpfeifen in Garding. – Der Aufbau des Hauptwerkes der Lübecker Großen Jakobiorgel wirkt schon etwas unklar; aber noch verwirrender müssen Prospekte gewesen sein, die uns nur noch aus Abbildungen bekannt sind, wie die Schauseite der ehemaligen Großen Orgel in der Bavokirche zu Haarlem (um 1500): die Aufstellung der Pfeifen in langen und gedrückten, breiten und schmalen Feldern, die zudem in der Mitte und an den Seiten in Spitztürmen vorspringen; ein Baßturm ist getrennt vom Werk an einem Pfeiler angebracht, ähnlich wie später bei der Ludgeriorgel in Norden (1686).[2] Hier, wie auch in St. Jakobi zu Lübeck, ist die Prospektkunst der Spätgotik schon in einem Maße ins Barocke übersteigert, daß die an den gotischen Orgeln der Lübecker Jakobikirche im 17. Jahrhundert angebrachten barocken Rück-Positive und Pedaltürme wie aus ein und derselben Stilgesinnung erschaffen scheinen.Die Schauflächen der bisher erwähnten norddeutschen Orgeln in Lübeck, Garding und Rysum kennen nur Flachfelder, also Aufstellung der Pfeifen in einer Ebene, ohne vorspringende Rund- oder Spitztürme. Der Front verbleibt eine gewisse Starrheit. Der Anblick der großen Marien-Orgel ist zwar übergewaltig und in der Wohlräumigkeit ihrer majestätischen Größe wie eine Vorahnung der maßvollen Wohlabgewogenheit der Renaissance, aber doch kühl und beherrscht. Vielleicht war die Flächenhaftigkeit der Prospekte eine Besonderheit des konservativeren Norddeutschland. Doch sind der erhaltenen gotischen Orgeln aus dieser Gegend zu wenige, als daß man bestimmte Schlüsse ziehen könnte.[3] Jedenfalls bieten die mitteldeutschen, süddeutschen und holländischen Orgelprospekte aus spätgotischer Zeit ein etwas anderes Bild. ——————————[1] . Der Rysumer Prospekt ist durch eine niedrige Holzdecke in seiner Gesamtwirkung beeinträchtigt. Das Werk hat 7 klingende Stimmen. Prinzipal und Gedackt sind sehr alt. Die Inschrift an dem zierlichen Organistensitz: Hec structura i(n)cepta e(st) te(m)po(r)e Victoris Vriese: equis aurati et D(omi)ni edonis de Westerwolda Anno MCCCCCXIII. – Über Lübeck vgl.: W. Stahl, Lübecks Orgeln 1939, wo auch die Spezialliteratur genannt wird.[2] . Abb. bei Weissman, Geschiedenis der Nederl. Bouwkunst, 1912 S. 137.[3] . Den flächenhaften Lübecker Prospekten steht der aus der Petrikirche, Malmö (Schweden) nahe. Vgl. auch die Abb. von Gehäusen aus Fröjeslunda und Genarp bei Wester S. 66; 117.-17-