genommen, die seitlichen Anbauten machen, daß er nun viel mehr zu gemütlicher Breite hinneigt.Im Süden Deutschlands überwiegt mit dem Eindringen der Renaissance die flächige Schauseite im Prospekt, so bei der Münsterorgel in Konstanz 1518, der Augsburger Fuggerorgel 1512, dem Dom in Freising 1540 und den beiden von Jörg Ebert erbauten Werken im Münster zu Freiburg i. B. 1544 und in der Hofkirche zu Innsbruck 1560.[1]Daß die Formensprache des Ornaments sich verändert hatte, war bereits bei der Dortmunder Marienorgel erwähnt worden. Seit dem 3. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts war das Renaissanceornament auch in Norddeutschland, wohl durch niederländische Stecher beeinflußt, in Gebrauch. An klassische Architekturformen in denVorlagebüchern der Zeichner und Stecher erinnern Giebelfelder auf Türmen und Pfeifenfeldern (Lübeck, Rückpositiv der Totentanzorgel; Lüneburg, Johanniskirche). Sehr beliebt sind Hauben mit Rundbogengalerien. Sie erscheinen in gewaltigen Ausmaßen, in mehreren Stockwerken aufsteigend, in Lüneburg (1551), Köln, St. Gereon (1587) und am kunstvollsten in dem von Tönnies Evers geschnitzten Prospekt von St. Petri Lübeck (1590).Trotz aller Schönheit im einzelnen haftet den Renaissanceprospekten der Charakter des Übergangs an: erst in den Schöpfungen des Früh- und Hochbarocks finden wir die wahren Erben der spätgotischen Prospekte wieder.Die BarockorgelDer »Hamburger Prospekt«Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war das immer stärkere Bedürfnis entstanden, die Register des Pedals von der Hauptwerkslade, mit der sie bisher meist verbunden waren, ganz zu trennen und selbständig zu machen. Diese Trennung kündigt sich im Prospekt dadurch an, daß die Baßtürme zu beiden Seiten der Orgel auftauchen. Die Vorstufe bilden Prospekte wie die der Danziger Marien- oder ——————————[1] Vgl. auch den bei J. Rücker abgebildeten Prospekt einer Weingarter Orgel von .Martin Ruck, Worms, 1555, a. a. O. S. 160.-22-