ein. Auch die heimliche Gotik der Spitztürme fehlt. Die Prospekte wirken wie Kopien des großen Vorbildes, obschon ihnen eine individuelle Wirkung nicht abzusprechen ist. Zu diesen Epigonenschöpfungen gehören die Orgelfassaden der Bartholomäuskirche (1620), der Trinitatiskirche (1624), der Johanniskirche (1625 ff.), sämtlich in Danzig, der Marienkirche zu Thorn (1609), der Marienkirche zu Elbing (1641), der Stadtkirche in Bartenstein (um 1650),[1] des Domes zu Frauenburg (1684); selbst im Prospekt der Orgel der Wallfahrtskirche zu Heiligelinde (um 1690) wirken die alten Formen noch nach.Andere Wege geht seit dem Ende der Gotik der süddeutsche Orgelprospekt. Die Vorliebe für flächige Schauseiten war bereits erwähnt worden. Ähnlich weitwirkende Perspektiven wie beim Hamburger Prospekt sind hier nicht aufzuweisen.[2] Auch unterlagen Orgelspiel und Orgelbau hier wie dort zu unterschiedlichen Bedingungen. Für den oberrheinischen Orgelbau, sowie für Münchener und Konstanzer Orgelbauten, lassen sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts italienische Einflüsse nachweisen.[3] Die Ausbildung des Pedals wird in dem Maße vernachlässigt, als sie im Norden an Bedeutung gewann. Viel Verbreitung fand der von Jörg Ebert in Freiburg i. Br. (1544) und Innsbruck (Hofkirche, 1561) gebaute Prospekt mit zwei flachen Seitentürmen. Noch 50 Jahre später bauten Urban Heißler und Leonhardt Kurtz für die St. Michaelskirche in München denselben Prospekt, der in der Ornamentik auf oberitalienischen Einfluß hinwies (1598) [4]. Drei Flachtürme finden sich an den Prospekten des Domes zu Freising, der Georgskirche zu Nördlingen, der Franziskanerkirche in Wien (1642). Architektonische Elemente bestimmen das Bild einiger österreichicher Orgeln aus der zweiten Hällte des 17. Jahrhunderts, so die Prospekte——————————[1] Die Kenntnis dieser Prospekte verdanke ich Herrn Regierungsrat H. Mund, Magdeburg. – Abb.der Bartensteiner Orgel im Freiburger Tagungsbericht 1926.[2] Wie bewußt in norddeutschen Orgelprospekten die traditionelle Note gewahrt wurde, geht aus dem Gutachten Arp Schnitgers über den Umbau der Orgel für die Klosterkirche in Lamspringe (bei Hildesheim) 1686 hervor. Er schlägt einen neuen Prospekt vor, da der alte nur „Felder\" habe „anstatt Thürmer.\" Es sei alles „gelich weg\" angelegt (Akten des Pfarrarchivs Lamspringe, Copialbuch von 1681).[3] I. Rücker a. a. O. S. 111.[4] München, Hauptstaatsarchiv Jes. Nr. 1785 (Prospektzeichnung).-28-