antike Säulenordnungen (vgl. Lübeck, Petri-Orgel), Konsolen und Hauben (vgl. Lüneburg, St. Johannis; Köln, St. Gereon; Lemgo, St. Marien). Auch den Florisstil, der Hermenfiguren als Pilaster verwendet, verarbeitet er (Flensburg, St. Nikolai). Wie eine solche Formenwelt auf den Orgelprospekt übertragen werden konnte, das zeigt außer den schon genannten Beispielen deutlich die Orgelfassade für die Schloßkapelle zu Rotenburg (bei Bremen), die der Hamburger Bildschnitzer Ludwig Munstermann im Jahre 1608 schuf. Hier zeigt sich einmal die Verarbeitung der damaligen Ornamentformen in einem schöpferischen Geiste und sodann das unbewußte Bestreben, dieser Ornamentik eine besondere, nordisch-gotische Prägung zu geben.[1]Durch ein Vorlagewerk des Straßburgers Wendel Dietterlein liessen sich die Bildschnitzer Eckbert und Hans-Wollf anregen, als sie die Ornamentik des Prospektes der großen Compenius-Orgel in der Stadtkirche zu Bückeburg schufen (1615). Sie gliedern das Ganze durch hermenartige Pilaster, auf Türmen und Kanten stehen Spitztürmchen, in reicher Fülle überziehen Rollwerk und Kartuschen alle freien Flächen, Knorpelwerk kündigt sich an.[2] Dieses findet sich ein Jahrzehnt später an den Braunschweiger Orgeln von St. Martin (1630) und St. Andreas (1634), in Kloster Lüne (1645), Celle, Stadtkirche (1653) und, um ein Beispiel aus dem mitteldeutschen Gebiet zu geben, an der Orgel der Pfarrkirche zu Luckau (1670). Bei den Braunschweiger Orgeln sind die Felder ebenfalls durch Hermen getrennt, Sonne, Mond und Stern und musizierende Engel stehen auf den Ecken und Türmen, das Rückpositiv läuft in einen Wappenschild aus, der von zwei schwebenden Putten gehalten wird. Die Stadtkirche zu Celle bietet neben Luckau wohl das reichste Beispiel einer im Ohrmuschelstil geschmückten Orgel: die Felder sind durch Säulchen getrennt, figürlicher Schmuck fehlt. Die Luckauer Orgel steht auf einem konsolenartigen Unterbau, den das Doppelwappen——————————[1] Riesebieter a. a. O. S. 12 ff. – Zwei andere Prospekte aus Munstermanns Wirkungskreis in der Stadtkirche zu Varel (1615) und in St. Lamberti zu Oldenburg (1635) sind nicht mehr erhalten.Über Orgelprospekte in Bremen in der Zeit von 1580 – 1650 vgl. Focke a. a. O.[3] Vgl. R. Bruck, Ernst zu Schaumburg S. 31 ff.-33-